Wednesday, 28 December 2022

Avatar 2 - Pandoras Klimakleber werfen mehr als nur Kartoffelbrei

Zu Weihnachten haben wir uns mit der Familie die volle Dosis Avatar gegeben. Erst an Heiligabend den ersten Teil in der Extended Super Director's Cut Version auf dem heimischen Fernseher, dann am 25.12. den zweiten Teil im Kino.

Wer geht denn zu Weihnachten ins Kino? Nun ja, ein ganzer Kinosaal 1 offensichtlich und eben unsere Familie. Kino an Weihnachten ist bei uns eine liebgewonnene Tradition, die uns gemeinsam etwas erleben lässt und Gesprächsstoff bietet, falls dieser uns ausgehen sollte. Nicht, dass das in unserer Familie jemals vorgekommen wäre, aber ich drifte ab. 

Und wenn die Leute mich fragen, wie mir die Filme gefallen haben, dann weiß ich nie genau, wie ich antworten soll. Ja sicherlich, es sind optisch beeindruckende Filme mit wunderschönen Bildern und einem, nun gut, mittelmäßig tragendem Plot. Wenn man mich allerdings fragt, was mich diese Filme haben fühlen lassen, dann sieht das ganz anders aus. 

Was nach dem Film blieb, war ein Gefühl der Wut und Ohnmacht, das in den letzten Jahren leider öfter in mir hochkommt. 

Wie können so viele Menschen diese Filme sehen und nicht verstehen, worauf diese Filme uns wirklich plump und mit fadenscheinigen Metaphern stoßen wollen?

Als ich aus dem Film kam, war ich drauf und dran, meinen Job zu kündigen um Sea Shepherd beizutreten und Walfangschiffe zu rammen und zu sabotieren und unsere Meere zu schützen, ich wollte mich an Jahrhunderte alte Kunstwerke kleben und Kartoffelbrei auf Straßen werfen, oder so ähnlich.

Wie viele Menschen sehen diesen Film und fühlen mit den Na'vi, fiebern mit den Bewohnern eines entlegenen Monds, fernab von der Erde, die um den Erhalt ihres Planeten kämpfen, den wir nur aus diesen Filmen kennen? Und wie viele von Ihnen beschweren sich dann am nächsten Tag darüber, wenn junge Aktivisten mit vergleichsweise harmlosen Mitteln* versuchen, auf ein Problem aufmerksam zu machen, das ähnlicher kaum sein könnte? Aber nur, weil die Erde für uns selbstverständlich und ein alter Hut ist, ist der Kampf um deren Erhalt und unsere Naturschätze für die meisten von uns uninteressant. Merkt eigentlich irgendwer, dass wir in diesen Filmen die Bösen sind? Und das nicht ohne Grund? Und dass die Menschheit zu Beginn des zweiten Teils ihren eigenen Planeten so zu Grunde gerichtet hat, dass sie gezwungen ist, auf einen Planeten überzusiedeln, dessen Luft die Menschen nicht einmal atmen können? Wenn wir so weiter machen, ist das lustigerweise irgendwann keine Fiktion mehr. Es lässt sich für unsere Weltraum-Mitbewohner nur hoffen, dass unser technischer Fortschritt nicht schnell genug voranschreitet als dass wir tatsächlich fremde Planeten kolonisieren könnten. Das mit der Kolonialisierung ist schon hier auf der Erde nicht gut gegangen, das müssen wir nicht noch in einer weitreichenderen Version ausprobieren.  

Ich hoffe zutiefst, dass mehr Menschen als nur ich mit dieser Wut im Bauch aus diesem Film gehen werden, Dass vielleicht doch noch mehr Menschen begreifen, dass auch unser Planet, unsere Lebewesen und Natur schützenswert sind. Vielleicht hören wir dann irgendwann auch auf, diejenigen zu beschimpfen und in Beugehaft zu setzen, die uns darauf aufmerksam machen möchten, sondern beginnen stattdessen damit, diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die dafür verantwortlich sind. Und das bevor man dazu übergehen muss, statt sich an Straßen zu kleben, einen Guerillakrieg zu führen, der allen nur weitere Verluste einbringt.

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*Man mag von den Maßnahmen der "Letzten Generation" und deren Wirksamkeit denken, was man will, allerdings kann man ihnen nicht absprechen, dass das höhere Ziel, das hier verfolgt wird, ein wichtiges ist. Um ehrlich zu sein, bin ich auch froh, dass die Aktivisten bisher noch vergleichsweise harmlose Mittel genutzt haben, denn für die Dringlichkeit, die dieses Thema eigentlich fordert, müsste man eigentlich ganz andere Geschütze auffahren. Auch das sollte man bedenken, wenn man sich freut, wie die Hubschrauber oder Schiffe der Bösewichte mit nicht wenigen Todesopfern abgeschossen oder versenkt werden. Da kann man schon froh sein, dass wir bisher nur mit Kartoffelbrei oder Tomatensauce beworfen werden.

Wednesday, 12 August 2020

The bitch is back... Über "Karens" und den Verlust der Empathie

Es ist einen Moment her, dass ich hier etwas geschrieben habe und man kündigt ja immer so schön an, dass man ab jetzt wieder regelmäßig schreibt und jetzt wieder Zeit hat und das Leben zwischendrin war so stressig und zu nichts gekommen und...

Die Wahrheit ist, dass ein Blog nun mal keine Priorität hat, schon gar nicht, wenn man ihn in der Hauptsache für sich selbst schreibt. Und so ist es auch diesmal. Ich hatte heute ein langes Gespräch mit einer Freundin, die einen Podcast moderiert und die auf einmal meinte "Du, manchmal frage ich mich schon, weswegen ich das überhaupt mache. Da liegt mir ein wichtiges Thema am Herzen und ich mache dazu einen Podcast und er bekommt nur einen Bruchteil der Clicks, weil es eben kein lustiges oder leichtes Thema ist." Das hat etwas in mir bewegt.

Denn es fasst relativ gut zusammen, was ich in den letzten Jahren mehr und mehr gesehen habe. Die Schere zwischen arm und reich... nein, zwischen interessierten und engagierten Menschen und denen, die bloß nirgendwo genauer hinsehen möchten, weil sie sich ansonsten genötigt fühlen könnten, etwas tun zu müssen, wird immer größer. Oder habe nur ich dieses Gefühl? Es gab da so einen treffenden Tweet zum Thema Fleischindustrie:

"Schön auch, wie sich jahrelang niemand für osteuropäische Sklaven in deutschen Fleischfabriken interessiert hat - trotz aller Skandale, Zeitungsartikel & Fernsehsendungen. Aber jetzt, wo Ingrid aus Gütersloh deswegen keinen Urlaub in Usedom machen kann, geht die fucking Post ab." (@stephanpalagan auf twitter)

Not in my backyard, heißt das im Englischen, nicht in meinem Garten. Denn im Großen und Ganzen ist es mir egal, solange mir das Elend nicht ins Gesicht starrt.

Und so ist es doch mittlerweile in allen Belangen, die solidarisches oder einfach nur empathisches Handeln verlangen würden. Der Einzelhandel verdient zu wenig - hätten die halt mal was Vernünftiges gelernt, so fing das an. Die Lüge, dass aus jedem Menschen etwas Großes werden kann, wenn er nur möchte und alle anderen halt einfach nicht genügend Disziplin oder Grips haben. Wenn es jemandem schlecht geht, ist es immer die eigene Schuld. Aber sein wir doch mal ehrlich, wären wir alle Rapstars oder Start-up Unternehmer, dann könnten wir nirgendwo mehr einkaufen. Niemand würde in den Fabriken arbeiten, die unser Essen produzieren (außer wir schließen andere Länder kategorisch aus unserem German Dream aus und lassen die zu Billiglöhnen... ach...halt...), wenige würden noch Pflegekraft werden wollen, und wer dann noch an den Hotelrezeptionen oder in den Restaurants Gäste betreuen würde, die sie beschimpfen? Ein paar ganz Wahnsinnige mit Helfersyndrom und ungesundem Schlafrhythmus. Moment, auch hier sind wir in der heutigen Zeit schon sehr nah dran. Aber ich drifte ab.

Wir machen uns aktuell im Internet über entitled Karens - selbstgefällige bzw. selbstgerechte Frauen mittleren Alters - lustig, die Verkäufern und anderem Servicepersonal, manchmal auch Kollegen und Verwandten den Berufsalltag mit ihren unerfüllbaren Ansprüchen zur Hölle machen, ohne zu merken, dass wir mittlerweile in einer Gesellschaft voller Karens leben (glaub mir, ich sehe jeden Tag mindestens eine, eher mehr auf der Arbeit), dass wir mittlerweile eine Nation der Karens sind (hier möchte ich mich nicht ausnehmen). 

Aber warum sind wir so blind, warum werden wir immer empathieloser und sehen nicht den Menschen vor uns, sondern den Verkäufer, der keine menschlichen Regungen zu haben, sondern nur zu funktionieren hat? Warum schauen wir weg, wenn Probleme auftauchen, anstatt uns ihrer anzunehmen. Wenn jeder von uns anpacken und ein kleines Stückchen der Verantwortung tragen würde, dann wäre die Summe doch gar nicht mehr so schwer. Warum wollen wir das Elend von Tieren oder anderen Menschen nicht sehen, geschweige denn anerkennen? 

Die Antwort ist wahrscheinlich ebenso einfach wie verstörend: weil es unbequem wäre und wir uns in einer Zeit, in der wir unser Leben versuchen so bequem wie möglich zu gestalten, keine Unbequemlichkeiten aufhalsen wollen. Außerdem müsste man sich dafür eingestehen, dass unsere Gesellschaft kaputt ist und wieder in ihren Naturzustand zurück verfällt. Thomas Hobbes schrieb seiner Zeit in seiner Staatstheorie, dass der Mensch den Staat braucht, da der Mensch dem Menschen ein Wolf ist. Um zu verhindern, dass jeder nur seinen eigenen hedonistischen Bedürfnissen hinterher läuft, braucht es einen Staat mit festen Regeln, der das "Wolfsein" des Menschen im Zaum hält. Problematisch wird es nur, wenn dieser menschliche Urinstinkt, sich selbst bzw. seinem Rudel der oder die nächste zu sein, über Jahrzehnte hinweg von Medien, Politik und Wirtschaft gezüchtet und gehegt wird, um daraus Profit zu schlagen. Lässt man sie lange genug gewähren, werden sie mehr und mehr und irgendwann schützt uns auch der Staat nicht mehr vor unserer eigenen, egoistischen Natur, weil er von den Profitgeiern untergraben wird.

Und um eines klar zu stellen: mit den sich profilieren wollenden Profitgeiern meine ich nicht die konservativen Parteien und unsere relativ altbackene Regierung, die noch versuchen, uns vor uns selbst zu schützen (ja, auch nicht alle, ja, viele haben da auch ihre eigenen Steckenpferde), sondern Parteien die sich als Alternativen bezeichnen und in Wirklichkeit keine Lösungen an den Tisch bringen oder Politik mit Hand und Fuß machen wollen, sondern die auf einer Stimmungswelle nach der nächsten reiten und bestimmte extreme Tendenzen schüren, um schneller voran zu kommen. Damit meine ich Kochbuchautoren, die plötzlich Virenexperten sind, weil...warum eigentlich? Um im Gespräch zu sein? Weil jegliche Erwähnung in den Medien besser ist als ein Leben als Supermarktangestellter, der Oma Heidemarie hilft, ihre Einkäufe in ihren Rollator zu räumen? 

Es wird höchste Zeit, ernsthaft und hart darüber nachzudenken, was wirklich zählen sollte. Und auch hier nehme ich mich selbst nicht aus.

Anmerkung der Autorin: Bei dem Verfassen dieses Textes wurden keine Karens wissentlich oder mutwillig verletzt. Ach ja, und wer anderer Meinung ist, darf gern weglesen. 

Sunday, 15 November 2015

Ruhe ist wichtig

Letzte Woche habe ich mit einem neuen Projekt begonnen, das ich auf den Namen "back to bantam" getauft habe. Eigentlich habe ich damit schon am 1.11. begonnen, aber eine Erkältung machte es mir unmöglich, gleich voll einzusteigen.
Was das Projekt beinhaltet? Eine Ernährungsumstellung unter der Anleitung meines Haupttrainers, der auch Ernährungsberater ist. Prinzipiell ist diese Umstellung ganz einfach: den "weißen Tod" vermeiden. Der weiße Tod, das sind weißes Weizenmehl, weißer Zucker und gesättigte Fettsäuren. Auch rotes Fleisch soll ich künftig meiden. So weit, so gut. Aber das ganze ist schwerer umzusetzen, als es auf den ersten Blick klingt, besonders wenn die Freundin meines Vaters gerne bäckt und mein Vater gern Brot und Schokolade kauft. Aber es geht. Ab und zu esse ich ein kleines Stück Schokolade, aber das war es auch. Keine Süßigkeitenorgien, keine Fertignahrung. Manchmal ist das umständlich, manchmal will man nicht, aber es geht ja hierbei um ein sinnvolles Ziel: das Erreichen einer für mich geeigneteren Gewichtsklasse beim MMA und JiuJitsu.
Ach ja, und gesünder ist es angeblich auch.

Der zweite Teil des Projektes umfasst Sport. Habe ich schon vorher viel gemacht. Jetzt geht es darum, mit System Sport zu betreiben. Das bedeutet mit höherer Intensität sowohl Cardio für die Grundfitness als auch Muskelaufbau und HIIT-Training für die Steigerung des Fitnesslevels und des Lungenvolumens, der Leistung etc. Diese Woche war ich deswegen Montag beim BodyAttack (nachmittags auf Arbeit), Dienstag beim athletischen BodyStep und Body Pump (nachmittags wieder auf Arbeit), Mittwoch morgens beim Crossfit, nachmittags beim Rollen und Techniktraining im BJJ. Donnerstag war ich beim Body Combat und MMA-Training, und Freitag meinte mein Körper, es wäre genug für diese Woche gewesen. Mir war schlecht, mein Puls sprang jedes mal in die Höhe, wenn ich aufstand und mir wurde schnell schwindlig. So habe ich Freitag und Samstag zum Ausruhen genutzt. Heute war ich dann wieder beim Combat.

Und deswegen ist Ruhe wichtig; gerade wenn man intensiv und auf hohem Level, mit hoher körperlicher Belastung wie z.B. beim Sparring trainiert, ist es wichtig, dem Körper Zeit zu geben, sich anzupassen, sich zu entwickeln und Muskeln und Sehnen zu stärken. Muskeln wachsen nicht beim Training, sondern in den Ruhephasen. Deswegen ist man so verletzungsanfällig, wenn man übertrainiert. Auch der schnell hochschnellende Puls ist ein Zeichen von zu viel zu hartem Training ohne Pause. Jetzt geht es mir schon besser, aber ich werde in Zukunft definitiv auch Ruhetage besser in mein Program integrieren. Heute Nacht habe ich mal eben 12h am Stück geschlafen. Mein Dad meinte, er habe irgendwann mal in mein Zimmer geguckt, um zu sehen, ob ich noch lebe oder da bin, aber ich hätte wohl tief und fest geschlafen. Aber wie heißt es so schön: "Dann hats der Körper wohl gebraucht."

Dementsprechend jetzt die Dreifaltigkeit aus Ernährung, Sport und Ruhephasen. Mal sehen, was passiert, am 1.11. wog ich 68,5kg, letzten Montag waren es 66,5. Schauen wir mal, ob das nur Wasser war oder ich tatsächlich abgenommen habe.

Thursday, 29 October 2015

Vom Crossfit-Skeptiker zum Crossfitter

Wie es begann

Wir alle kennen sie, die Crossfit-glorifizierenden Posts und Werbungen. Als jemand, der selbst regelmäßig ins Fitnessstudio geht und HIIT-Trainings wie Les Mills' Grit-Serie gern gemacht hat, hat mich die Idee von Crossfit schon lange interessiert. Was mich gestört hat jedoch, war die Glorifizierung von der ich schon zuvor sprach und die fast schon religiöse Widmung von Crossfittern ihrem Sport gegenüber, die Mal um Mal in meinem Instagram-Feed auftauchten. Eine gute Freundin, die sich selten nur von Trends mitreißen lässt, sagte mir dann, dass ich Crossfit einmal ausprobieren sollte, ehe ich mir eine Meinung bilde.
Nun war es auch in dieser Zeit, dass ich nach Berlin zog, wo mein neues Fitnessstudio aus der Grit-Serie nur Grit Plyo anbot, was mit der Zeit recht eindimensional wurde und auch nicht mehr fordert, wenn man sich daran gewöhnt hat. Ich brauchte also eine neue Herausforderung. Und im selben Haus wie meine Kampfsportschule befand sich zufällig auch eine Crossfit-Box. Also ab zum Probetraining.

Wie es weiterging

Das Probetraining hat mir super viel Spaß gemacht und unser Coach, Harry, war so engagiert dabei und so nett und offen, dass man alle Fragen beantwortet bekam und auch wusste, warum Leuten das Spaß machen könnte. Ich dachte mir, dass man auf der Basis eines einzigen Workouts aber noch keine Entscheidung fällen oder Meinung bilden könnte. Also buchte ich den Einsteigermonat, der mir ermöglichte einen Monat lang einmal die Woche zu trainieren.
Am nächsten Tag tat mir alles weh. Ich konnte mich nicht einmal mehr erinnern, wann ich das letzte Mal so sehr Muskelkater hatte. Insbesondere meine Haltungsmuskeln waren stark beeinträchtigt, was von der Funktionalität des Trainings herrührte.
Ich ging die vier Wochen weiter zum CrossFit und letzte Woche stellte ich mit Erschrecken fest, dass mein Anfängermonat ausläuft. Ich habe nicht einmal darüber nachdenken müssen, mit meinem Namen auf der gepunkteten Linie zu unterschreiben. Denn schon mit 1x pro Woche für vier Wochen habe ich Ergebnisse gsehen. Ich bin jetzt also Crossfitter.

Warum Crossfit?

Crossfit bringt viel positives  mit sich; es kombiniert Gewichtheben mit aerobischen Übungen und Gymnastik, was den Körper und die Fitness auf allen Gebieten herausfordert. Man wird also nicht super schwer und ungelenk und kann dafür 200kg stemmen, sondern man wird funktionell fit und ist für alle Lebenssituationen gewappnet. Stärke kommt dann von ganz allein.
Ein Schlüssel dazu, dass man so schnell Ergebnisse sieht, ist die Intensität. Alle Teile des Workouts sind schnell, komprimiert und man befindet sich stetig in Bewegung. Viele Workouts erfordern so viele Reps (Wiederholungen) wie möglich in einem bestimmten Zeitraum. Da bleibt zum Ausruhen keine Zeit. Das WOD hat oft eine Zeitgrenze, die man einhalten sollte. Auch hier kaum Zeit zum Ausruhen.
Leistung ist ein weiterer Punkt. Beim Crossfit fordert man sich konsequent selbst heraus, findet seine Grenzen und übertritt sie oft auch. Man kann nicht einfach schummeln und eine längere Pause machen oder eine Bewegung nicht komplett durchführen (da ruft der Trainer dann "No rep" und du darfst das noch mal machen). Durch die hohe Intensität und das Überschreiten der eigenen Grenzen sieht man schnell Ergebnisse.
Kurze WODs: Das workout of the day (WOD) ist oft in unter 15min zu erledigen, so dass man auch an einem Tag, an dem man nicht so viel Zeit hat, die WODs machen kann, die durch ihre kurze und intensive Form trotzdem high intensity sind.
Da es anstrengend ist, sich selbst wieder und wieder zu motivieren, die eigenen Grenzen zu überschreiten und nicht nachzulassen, kommt gerade hier die Gemeinschaft und die Ausbildung der Coaches den Crossfittern zu Gute. Die Coaches lernen nämlich nicht nur, Techniken zu vermitteln und Anleitungen zu geben, sondern auch zu motivieren. Genauso wie die Gemeinschaft, die man nach außen sieht. Die ich zu Beginn nicht verstanden habe. Die Euphorie und die übermotivierenden Posts, die mich anfangs etwas abgeschreckt haben? Ich verstehe jetzt, wofür sie da sind: um anderen in der Gemeinschaft zu zeigen, dass es sich lohnt. Dass es allen dreckig geht, wenn sie ihre Grenzen erreichen. Das jeder manchmal Motivation braucht. Und dass immer jemand da ist, der bereit ist, die nötige Motivation zu geben. Und mit einem Mal bin ich diejenige, die Share drückt bei dem Post, der wahrscheinlich meine Nicht-Crossfit-Freunde nerven wird. Mein Tipp? Probiert es doch selbst einfach mal aus, ehe ihr mit den Augen rollt.

Monday, 26 October 2015

Kurztrip nach Warschau

Ich mochte Amsterdam, aber Warschau hat mich absolut begeistert. 
Wo es in Amsterdam nach Cannabis und süßen Waffeln riecht, stinkt es in Warschau nach Abgasen und Urin. Wo Amsterdam piktoresk und schön ist, ist Warschau edgy und von Gegensätzen gezeichnet. In Amsterdam habe ich Prostituierte hinter Glastüren gesehen, in Warschau wurde ich in einem dreckigen Hinterhof von einer heruntergelebten Hure angesprochen, die ihre besten Jahre lange hinter sich hatte. Ich mochte beide Städte, aber jede auf ihre eigene Art.

Palast der Kultur und Technik und Skyscarper Zlota 55.

An Warschau hatte ich keinerlei Erwartungen, denn ich hatte zwar viel über den Wandel der Stadt von einer osteuropäischen Stadt in Ruinen zu einer trendigen und hippen Metropole gehört, aber Reiseführer sagen ja viel, wenn der Tag lang ist und so dachte ich, ich sehe einfach mal, was auf mich zukommt. Dementsprechend überrascht war ich, als ich zuerst einmal einem Wolkenkratzer gegenüber stand, der mich entfernt an das Empire State Building erinnerte. Ein Geschenk von Stalin, mit dem bescheidenen Namen "Palast der Kultur und Technik". Warschau ist eine Stadt der Widersprüche: historische Gebäude neben Wolkenkratzern, Huren neben russischen Milliardärstouristen, der Gestank von Urin und der Geruch von Chanel No. 5. Warschau ist schön, edgy, dreckig, verfallen, gepflegt und das alles innerhalb von wenigen Hausnummern. Nicht überall, aber vielerorts reihen sich glänzend neue Stahlglas-Fassaden nahtlos ein in Häuserzüge geprägt von abrissreifen Häusern, deren Fenster vernagelt oder zugemauert sind. Auch der Palast der Kultur und Technik ist umgeben von abrissreifen Häusern und atemberaubenden Wolkenkratzern. Warschau ist nicht hübsch, aber sehr reizvoll und interessant. Und überall findet man Spuren seiner bewegten, blutigen und dunklen Geschichte, egal wie sehr sich die Stadt bemüht, diese wegzurenovieren, wo sie nicht erwünscht sind. In der Straße Prozna stand bis vor Kurzem der letze erhaltene Straßenzug aus den Zeiten des Warschauer Ghettos, komplett mit Einschußlöchern in den Hauswänden. Diese wurden und werden jetzt restauriert. Man möchte nicht, dass die Anwohner sich von den Geistern der ermordeten Juden verfolgt fühlen.

Erinnerungen an eine dunklere Vergangenheit, wo einst das Ghetto war. An einem Fenster stand: "My Family Roots"

Man möchte an sich gerne Anwohner anlocken. An anderen Stellen wird jedoch mit Pathos und Stolz an die Helden des Ghetto-Aufstandes 1943 und des Warschauer Aufstandes 1944 erinnert. Beide Aufstände hatten die Nationalsozialisten zum Gegner und beide waren gekennzeichnet von einer starken Unterlegenheit der Einwohner gegenüber den Besatzern. Der Ghetto-Aufstand dauerte trotz der schlechten Bewaffnung der Einwohner und deren Hungerleiden und sonstigen Krankheiten 28, der Warschauer Aufstand 63 Tage. Beide Aufstände zeugen von der Wehrhaftigkeit der Warschauer und von ihrem Willen für ihre Stadt zu kämpfen, beide wurden blutig niedergeschlagen, erst das Ghetto und dann die Stadt weitgehend zerstört. Ein weiterer Grund dafür, dass vom Ghetto nur noch wenig erhalten ist. Das einzige was man noch sehen kann, sind die besagten Häuser in der Ulica Prozna, der letzte Rest der Ghetto-Mauer, der in einem Hinterhof die Wohnhäuser Ulica Sienna 55 und 57 voneinander trennt, sowie in die Gehwege eingelassene Markierungen an einigen markanten Stellen entlang derer sich die Ghettomauer zog. Doch der Geist des Ghettos ist noch überall in der Gegend zu finden. Und das ganz fassbar. Man muss sich nur umsehen und stellt fest, dass die Häuser in der Gegend des Ghettos stellenweise etwas höher stehen als die im Rest der Stadt, dass die Straßen nicht ganz eben sondern etwas hügelig sind. Das liegt daran, dass es während des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg zu teuer gewesen wäre, ein so großflächiges Gebiet zu räumen und so baute man einfach auf den Ruinen des Ghettos das neue Warschau. 

 Der letzte Rest der Ghettomauer in einem Hinterhof

Erinnerung an den Verlauf der Ghettomauer

Für die Altstadt hingegen fand sich Geld. Vom Staat, aber auch von Sponsoren. So historisch die Altstadt aussieht, so faszinierend der Königspalast ist, der sich bis weit in die Geschichte zurückdatieren lässt, so sehr trügt der Eindruck. Denn die gesamte Warschauer Altstadt ist im Krieg bzw. in den Tagen in denen die Nazis die Stadt verließen, zerstört worden. Um dann mühevoll und auf Grundlage alter Fotografien und Gemälde des Malers Canaletto. Insbesondere der Königspalast verdankt seinen detailgetreuen Wiederaufbau dem italienischen Maler. 
Ich möchte hier keinen Reiseführer zusammenstellen, denn die findet man überall, vielmehr möchte ich sagen, was mir an Warschau besonders gut gefallen hat: 

1. Die neue Mitte rund um den Palast der Kultur und Technik
Besonders ein Besuch der Aussichtsterasse im 30. Stock lohnt sich, aber auch sonst finden sich hier alle wichtigen Geschäfte in der Nähe, ob man nun in das Shoppingcenter Zlote Tarasy geht oder sich in den Metropassagen unterhalb des Platzes verirrt. In den Zlote Tarasy gibt es ein Restaurant, das auch polnische Spezialitäten anbietet. In Buffetform. Das bedeutet, man nimmt sich, was man probieren möchte, und zahlt dann nach Gewicht des zusammengestellten Tellers. 

2. Das Museum des Warschauer Aufstandes
Hier erinnert man mit Stolz an den Aufstand der Warschauer im Angesicht eines übermächtigen und brutalen Gegners. Allerdings muss man diese Ausstellung mit Vorsicht genießen, denn bisweilen sind die Videos aus der Zeit extrem brutal, einige sind verstörend. Als Deutsche habe ich mich hinterher schwergetan, ein Gefühl des Fremdschämens abzuschütteln. Allerdings hatte das nicht nur mit meiner Herkunft zu tun. Sicherlich hat man viele der Greueltaten erzählt bekommen, man hat über und von ihnen gehört, aber ein Zeuge zu sein, wie diese Grausamkeit eine komplette Stadt verändert und einen Großteil ihrer Bewohner das Leben gekostet hat, das ist etwas anderes. Konkrete Folgen des Terrors zu sehen, macht das alles greifbarer, insbesondere in einer Stadt, die so sehr darunter zu leiden hatte wie Warschau. Das Gefühl, das sich jedoch am vordergründigsten einstellte, war die Frage: "Wie können Menschen anderen Menschen so etwas antun oder dabei zusehen, wie diese Dinge getan werden? Wie haben die Beteiligten damals ihre Taten gerechtfertigt?" Und das wiederum ist im Sinne des Museums. Man gedenkt derer, die sich mutig dem Terror entgegenstellten und für ein freies Polen kämpften, die für ihre Heimat kämpften, und gleichzeitig zeigt man, dass etwas so Grausames sich nie wieder ereignen darf. 

Denkmal der Helden des Warschauer Aufstandes

3. Palast und Garten Lazienkowski
Hier habe ich mich mit einem Mal in einem chinesischen Pavillon neben Tai Chi-Sportlern wiedergefunden und durfte dann den Palast auf dem Wasser und die reproduzierten Ruinen des Forum Romanum bewundern. Gerade für Spaziergänge sehr geeignet und etwas zu sehen gibt es alle naselang.

Der chinesische Garten

4. Die Altstadt
Mit all ihren gewundenen Gassen, der Syrenka, dem Wahrzeichen Warschaus und den Kamienne Schodki, den Steintreppen. Fast könnte man vergessen, dass all das wiederaufgebaut wurde und nicht hunderte von Jahren alt ist.

 
In der Altstadt: The Little Insurgent-Denkmal vor der Stadtmauer, Kamienne Schodki

Nach Warschau gekommen bin ich sehr günstig mit der Deutschen Bahn; von Berlin aus habe ich pro Richtung gerade einmal 29e bezahlt. Die Fahrzeiten waren dafür ebenfalls optimal, ich bin morgens um 6:40 in Gesundbrunnen abgefahren und dann über Lichtenberg und Frankfurt/Oder nach Warschau gefahren. Die Fahrt dauerte etwa 5 Stunden, um 12 war ich da. Am nächsten Tag ging es abends um 17:50 vom Warschauer Hauptbahnhof zurück. Theoretisch könnte man also aber auch in den fünf Stunden zwischen den Zügen zumindest etwas von Warschau sehen. 
Übernachtet habe ich in einem Hostel für 11e/Nacht in einem Raum mit drei weiteren Mädels (Chill Out Hostel gebucht über booking.com). Insgesamt habe ich mit Essen und Museumseintritten nur 119e bezahlt, Geld hatte ich zuvor in Berlin gewechselt und mehr habe ich nicht gebraucht. 

Bei meinem nächsten Warschau-Besuch auf dem Programm: Museum der Geschichte der Polnischen Juden 

Sunday, 18 October 2015

Geht nicht gibt es nicht

"Sport ist Mord, Teamsport ist Massenmord, Volkssport ist Völkermord und Völkermord laut Genfer Konventionen verboten" So meine Einstellung zum Sport bis Januar 2010. Damals habe ich mich im Fitnessstudio angemeldet.
Zwei Monate später fand man mich fast regelmäßig bei Gruppenfitnesskursen von Les Mills, die einfach wirkten. Body Pump? Das kann ich bestimmt nicht, das ist schwer, ich weiß nicht einmal, was genau ich für den Kurs alles brauche. Gemeinsam mit einer Freundin trauten wir uns fast ein Jahr später tatsächlich in eine Body Pump - Stunde. Und es war gar nicht so schwer. Der Muskelkater war grausam, aber alles in allem war es eine gute Erfahrung. 
Dann, in einer Body Combat - Stunde, sagte unser Trainer, dass wir die Knie zumindest ein paar Wiederholungen lang vom Boden nehmen sollen. "Das kann ich nicht" dachte ich und versuchte es erst Monate später, um herauszufinden, dass das eigentlich gar nicht so schwer ist. 
Beim Thaiboxen etwas später sollten wir 5min am Stück Seil springen. "Kann ich nicht" dachte ich und redete mich raus, indem ich auf das Seil trat oder sagte, mein Knöchel täte weh. Und hinterher dachte ich mir: "Was machst du da eigentlich? Warum sabotierst du dich selbst?"

Der eigentliche Durchbruch kam erst nach meinem Wechsel zum MMA: unser Trainer ließ uns am Ende des Grundkurses 100 Burpees machen. "WAS?!?" dachte ich. Aber ich wollte vor meinen rein männlichen Trainingspartnern (und einem Jungen, den ich seinerzeit sehr interessant fand) keine Schwäche zeigen. Also atmete ich tief ein und konzentrierte mich auf die nächste Wiederholung. Als es schwerer wurde, sagte ich mir, dass ich ein bestimmtes Intervall (z.B. 4 Wiederholungen) absolviere, dann kurz Luft hole und danach wieder dasselbe, bis ich das Intervall wieder verkleinern muss. Ich war die Zweitschnellste. 
Danach begann ich, mehr und mehr Herausforderungen anzunehmen und ging gerne in Stunden, in denen mir meine Grenzen entgegen traten. GRIT Plyo wurde meine liebste Stunde. Hatte ich zwei Jahre zuvor noch Probleme, Liegestütze ohne die Knie auf dem Boden zu machen, machte ich mit einem Mal Liegestütze bei denen ich in die Hände klatschte oder mich mit allen vieren vom Boden abdrückte und in die Luft sprang. 

Dann kam der Entschluss wirklich an Wettkämpfen teilzunehmen und ich lernte, dass man manchmal auch über seine Grenzen hinausgehen muss, um Fortschritt beizubehalten. HIIT-Training und Wettkampfgruppentraining brachte mich regelmäßig an und über meine Grenzen. Und jetzt mache ich CrossFit und trainiere wieder für Wettkämpfe. Ich bin fast 30, mein Trainer ist über 50 und als wir gestern mit Teilen unseres Teams Konditions- und Aufbautraining machten, waren wir trotzdem zwei der ersten drei, die fertig waren (er war erster). Während zwei meiner Teamkollegen aufgaben, als es hart wurde. Beziehungsweise von Anfang an sagten, dass sie das nicht können. Beim Crossfit hatten wir Boxjumps und ein Teilnehmer konnte die Boxjumps nicht machen, weil die geistige Blockade einfach zu hoch war. Das kann ich nicht, sprach eine Stimme im Kopf und ihr wurde geglaubt. Dabei hätten in beiden Fällen alle Beteiligten diese Herausforderung meistern können. Wenn sie nur der Stimme in ihrem Kopf nicht geglaubt hätten. Denn das, was wir glauben zu können oder eben nicht zu können, bestimmt unsere Realität zu weiten Teilen. Deswegen ist es so wichtig, an sich selbst zu glauben. Es klingt banal, aber das alte Sprichwort "Glaube kann Berge versetzen" ist war. 

Und ich? Kann ich jetzt alles? Natürlich nicht. Aber immer wenn ich die Stimme in meinem Kopf wieder höre, die mir sagt, ich könnte etwas nicht (zuletzt Mittwoch, als wir Handstand-Liegestütze machen sollten), dann grinse ich und antworte: "Na das wollen wir mal sehen." Und oft klappt es. Manchmal nicht. Aber ich versuche alles, ehe ich sage, dass ich etwas nicht kann. 

Monday, 12 October 2015

Sonntagsspaziergang am Schlachtensee und Besuch im Goodies


Bei dem wunderbaren Herbstwetter hier in Berlin lohnt es sich, einen Herbstspaziergang zu machen und die Sonne zu genießen. Genau deswegen waren eine Freundin und ich gestern am Schlachtensee. Im Sommer tummeln sich hier die Badegäste, aber auch jetzt im Herbst findet man bei gutem Wetter am Schlachtensee ein, um eine Runde Boot zu fahren, sich im Stand-up Paddling zu versuchen, Kaffee oder Essen in der Fischerhütte zu genießen oder aber einfach nur am Ufer entlangzuschlendern, sich vielleicht einen Moment hinzusetzen und zu lesen und der Natur etwas näher zu sein.

Ich vermisse hier in Berlin manchmal die finnische Natur etwas, insbesondere das Wasser, das in Tampere eigentlich allgegenwärtig ist. Deswegen war der Spaziergang entlang dem ca. 7km langen Uferweg gestern ein gutes Mittel gegen mein Heimweh. Auch viele Jogger und Radfahrer nutzen den Uferweg, weswegen man an engeren Stellen manchmal etwas aufpassen muss, aber alles in allem ist dort für jedermann Platz. 
Der Schlachtensee ist auch gut gelegen, von der Innenstadt fährt man nur ca. 20min bis zum S-Bahnhof Schlachtensee und schon ist man an dem am Rande des Grunewaldes gelegenen See und kann auch ein paar der Villen bewundern, für die der Grunewald so bekannt ist.

Im Anschluss an unseren Spaziergang gönnten wir uns einen kurzen Stopp im Goodies am S-Bahnhof. Das Goodies bietet organisches, gesundes und oft auch veganes Soulfood; Salate, Wraps, Kuchen und Kaffee. Meine Freundin aß ein Stück Blaubeer-Rohkuchen, ich einen Chiapudding mit Beeren und Maca. Dazu trank sie einen grünen Tee und ich einen "Ginger Cleanser"-smoothie, in dem Ananas, Ingwer, Birne und Spirulina waren. Superfood, anyone?

Doch das Beste an all dem ist, dass das alles auch noch super schmeckt. Auch sonst achtet das Goodies auf grüne Lebensweisen und versucht Müll und Einwegprodukte zu reduzieren, wo es nur geht. Außer am Schlachtensee findet man das Goodies in einigen Veganz-Filialen und an der Warschauer Straße.



Goodies Schlachtensee: Breisgauerstr. 2A, 14129 Berlin.