"Sport ist Mord, Teamsport ist Massenmord, Volkssport ist Völkermord und Völkermord laut Genfer Konventionen verboten" So meine Einstellung zum Sport bis Januar 2010. Damals habe ich mich im Fitnessstudio angemeldet.
Zwei Monate später fand man mich fast regelmäßig bei Gruppenfitnesskursen von Les Mills, die einfach wirkten. Body Pump? Das kann ich bestimmt nicht, das ist schwer, ich weiß nicht einmal, was genau ich für den Kurs alles brauche. Gemeinsam mit einer Freundin trauten wir uns fast ein Jahr später tatsächlich in eine Body Pump - Stunde. Und es war gar nicht so schwer. Der Muskelkater war grausam, aber alles in allem war es eine gute Erfahrung.
Dann, in einer Body Combat - Stunde, sagte unser Trainer, dass wir die Knie zumindest ein paar Wiederholungen lang vom Boden nehmen sollen. "Das kann ich nicht" dachte ich und versuchte es erst Monate später, um herauszufinden, dass das eigentlich gar nicht so schwer ist.
Beim Thaiboxen etwas später sollten wir 5min am Stück Seil springen. "Kann ich nicht" dachte ich und redete mich raus, indem ich auf das Seil trat oder sagte, mein Knöchel täte weh. Und hinterher dachte ich mir: "Was machst du da eigentlich? Warum sabotierst du dich selbst?"
Der eigentliche Durchbruch kam erst nach meinem Wechsel zum MMA: unser Trainer ließ uns am Ende des Grundkurses 100 Burpees machen. "WAS?!?" dachte ich. Aber ich wollte vor meinen rein männlichen Trainingspartnern (und einem Jungen, den ich seinerzeit sehr interessant fand) keine Schwäche zeigen. Also atmete ich tief ein und konzentrierte mich auf die nächste Wiederholung. Als es schwerer wurde, sagte ich mir, dass ich ein bestimmtes Intervall (z.B. 4 Wiederholungen) absolviere, dann kurz Luft hole und danach wieder dasselbe, bis ich das Intervall wieder verkleinern muss. Ich war die Zweitschnellste.
Danach begann ich, mehr und mehr Herausforderungen anzunehmen und ging gerne in Stunden, in denen mir meine Grenzen entgegen traten. GRIT Plyo wurde meine liebste Stunde. Hatte ich zwei Jahre zuvor noch Probleme, Liegestütze ohne die Knie auf dem Boden zu machen, machte ich mit einem Mal Liegestütze bei denen ich in die Hände klatschte oder mich mit allen vieren vom Boden abdrückte und in die Luft sprang.
Dann kam der Entschluss wirklich an Wettkämpfen teilzunehmen und ich lernte, dass man manchmal auch über seine Grenzen hinausgehen muss, um Fortschritt beizubehalten. HIIT-Training und Wettkampfgruppentraining brachte mich regelmäßig an und über meine Grenzen. Und jetzt mache ich CrossFit und trainiere wieder für Wettkämpfe. Ich bin fast 30, mein Trainer ist über 50 und als wir gestern mit Teilen unseres Teams Konditions- und Aufbautraining machten, waren wir trotzdem zwei der ersten drei, die fertig waren (er war erster). Während zwei meiner Teamkollegen aufgaben, als es hart wurde. Beziehungsweise von Anfang an sagten, dass sie das nicht können. Beim Crossfit hatten wir Boxjumps und ein Teilnehmer konnte die Boxjumps nicht machen, weil die geistige Blockade einfach zu hoch war. Das kann ich nicht, sprach eine Stimme im Kopf und ihr wurde geglaubt. Dabei hätten in beiden Fällen alle Beteiligten diese Herausforderung meistern können. Wenn sie nur der Stimme in ihrem Kopf nicht geglaubt hätten. Denn das, was wir glauben zu können oder eben nicht zu können, bestimmt unsere Realität zu weiten Teilen. Deswegen ist es so wichtig, an sich selbst zu glauben. Es klingt banal, aber das alte Sprichwort "Glaube kann Berge versetzen" ist war.
Und ich? Kann ich jetzt alles? Natürlich nicht. Aber immer wenn ich die Stimme in meinem Kopf wieder höre, die mir sagt, ich könnte etwas nicht (zuletzt Mittwoch, als wir Handstand-Liegestütze machen sollten), dann grinse ich und antworte: "Na das wollen wir mal sehen." Und oft klappt es. Manchmal nicht. Aber ich versuche alles, ehe ich sage, dass ich etwas nicht kann.
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