Wednesday, 28 December 2022

Avatar 2 - Pandoras Klimakleber werfen mehr als nur Kartoffelbrei

Zu Weihnachten haben wir uns mit der Familie die volle Dosis Avatar gegeben. Erst an Heiligabend den ersten Teil in der Extended Super Director's Cut Version auf dem heimischen Fernseher, dann am 25.12. den zweiten Teil im Kino.

Wer geht denn zu Weihnachten ins Kino? Nun ja, ein ganzer Kinosaal 1 offensichtlich und eben unsere Familie. Kino an Weihnachten ist bei uns eine liebgewonnene Tradition, die uns gemeinsam etwas erleben lässt und Gesprächsstoff bietet, falls dieser uns ausgehen sollte. Nicht, dass das in unserer Familie jemals vorgekommen wäre, aber ich drifte ab. 

Und wenn die Leute mich fragen, wie mir die Filme gefallen haben, dann weiß ich nie genau, wie ich antworten soll. Ja sicherlich, es sind optisch beeindruckende Filme mit wunderschönen Bildern und einem, nun gut, mittelmäßig tragendem Plot. Wenn man mich allerdings fragt, was mich diese Filme haben fühlen lassen, dann sieht das ganz anders aus. 

Was nach dem Film blieb, war ein Gefühl der Wut und Ohnmacht, das in den letzten Jahren leider öfter in mir hochkommt. 

Wie können so viele Menschen diese Filme sehen und nicht verstehen, worauf diese Filme uns wirklich plump und mit fadenscheinigen Metaphern stoßen wollen?

Als ich aus dem Film kam, war ich drauf und dran, meinen Job zu kündigen um Sea Shepherd beizutreten und Walfangschiffe zu rammen und zu sabotieren und unsere Meere zu schützen, ich wollte mich an Jahrhunderte alte Kunstwerke kleben und Kartoffelbrei auf Straßen werfen, oder so ähnlich.

Wie viele Menschen sehen diesen Film und fühlen mit den Na'vi, fiebern mit den Bewohnern eines entlegenen Monds, fernab von der Erde, die um den Erhalt ihres Planeten kämpfen, den wir nur aus diesen Filmen kennen? Und wie viele von Ihnen beschweren sich dann am nächsten Tag darüber, wenn junge Aktivisten mit vergleichsweise harmlosen Mitteln* versuchen, auf ein Problem aufmerksam zu machen, das ähnlicher kaum sein könnte? Aber nur, weil die Erde für uns selbstverständlich und ein alter Hut ist, ist der Kampf um deren Erhalt und unsere Naturschätze für die meisten von uns uninteressant. Merkt eigentlich irgendwer, dass wir in diesen Filmen die Bösen sind? Und das nicht ohne Grund? Und dass die Menschheit zu Beginn des zweiten Teils ihren eigenen Planeten so zu Grunde gerichtet hat, dass sie gezwungen ist, auf einen Planeten überzusiedeln, dessen Luft die Menschen nicht einmal atmen können? Wenn wir so weiter machen, ist das lustigerweise irgendwann keine Fiktion mehr. Es lässt sich für unsere Weltraum-Mitbewohner nur hoffen, dass unser technischer Fortschritt nicht schnell genug voranschreitet als dass wir tatsächlich fremde Planeten kolonisieren könnten. Das mit der Kolonialisierung ist schon hier auf der Erde nicht gut gegangen, das müssen wir nicht noch in einer weitreichenderen Version ausprobieren.  

Ich hoffe zutiefst, dass mehr Menschen als nur ich mit dieser Wut im Bauch aus diesem Film gehen werden, Dass vielleicht doch noch mehr Menschen begreifen, dass auch unser Planet, unsere Lebewesen und Natur schützenswert sind. Vielleicht hören wir dann irgendwann auch auf, diejenigen zu beschimpfen und in Beugehaft zu setzen, die uns darauf aufmerksam machen möchten, sondern beginnen stattdessen damit, diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die dafür verantwortlich sind. Und das bevor man dazu übergehen muss, statt sich an Straßen zu kleben, einen Guerillakrieg zu führen, der allen nur weitere Verluste einbringt.

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*Man mag von den Maßnahmen der "Letzten Generation" und deren Wirksamkeit denken, was man will, allerdings kann man ihnen nicht absprechen, dass das höhere Ziel, das hier verfolgt wird, ein wichtiges ist. Um ehrlich zu sein, bin ich auch froh, dass die Aktivisten bisher noch vergleichsweise harmlose Mittel genutzt haben, denn für die Dringlichkeit, die dieses Thema eigentlich fordert, müsste man eigentlich ganz andere Geschütze auffahren. Auch das sollte man bedenken, wenn man sich freut, wie die Hubschrauber oder Schiffe der Bösewichte mit nicht wenigen Todesopfern abgeschossen oder versenkt werden. Da kann man schon froh sein, dass wir bisher nur mit Kartoffelbrei oder Tomatensauce beworfen werden.

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