Thursday, 27 August 2015

Tattoos - warum?

Statistiken sprechen Bände: rund 8 Millionen Deutsche haben Tattoos, mehr als 10% der Tattooträger und -trägerinnen haben mehr als 4 Tattoos und nur eine kleine Minderheit bereut die Entscheidung. Frauen sind mit 9,9% öfter tätowiert als Männer (8%), dafür haben Männer meist größere Tätowierungen als Frauen. Der größte Anteil an Tätowierten findet sich in der Altersgruppe 25-34 (Stand: 22.5.2014). Die Frage, die sich stellt ist also mittlerweile nicht mehr unbedingt, "ob?", sondern "warum?"

Ein gutes Beispiel, das viele Gedanken zum Thema zusammenfasst, findet man in diesem Interview, in dem Jacoby Shaddix (Frontmann der Gruppe Papa Roach) mit Beyond The Ink über seine Tattoos redet:

Zum einen erzählt er, dass er zuerst aufgepasst hat, dass man seine Tattoos nicht sehen kann, wenn er "richtige" Arbeit machen - also ein Hemd tragen - muss. Eine Sorge, die er in den Wind geschlagen hat, nachdem er merkte, er will eigentlich nichts anderes machen als Musik. In meinen Augen ist das tatsächlich ein Problem, das viele nicht direkt wahrnehmen, denn ich habe schon einige Leute mit tätowiertem Hals oder aber sogar Gesicht gesehen, die sich dann beschweren, dass sie keine Arbeit finden. Während Bizeps, Schulterblatt, Knöchel, etc. heutzutage schon recht akzeptiert sind, sind Tätowierungen an diesen Stellen noch immer verpöhnt und tragen ein Stigma von "Knastbruder" oder "Seemann" mit sich (bei Frauen Prostituierte). 

9 Stunden Arbeit und ein paar Hundert Euro später...

Aber warum denn jetzt? In Jacobys Fall kann man an seiner Begeisterung über seine Tattoos zu erzählen und auch allein an der Tatsache, dass er etwas über sie erzählen kann, erkennen, dass die Bilder nicht nur Bildchen sind, sondern eine Bedeutung tragen. Und ich selbst kann aus eigener Erfahrung bestätigen, dass die meisten meiner Tattoos eine Bedeutung tragen. Viele deuten auf Meilensteine - positive wie negative - in meinem Leben hin. Die Scheidung meiner Eltern, meine Verbundenheit zu Finnland, das Verlassen von Finnland... Auch bei Jacoby kann man das erkennen, im Namen seiner Frau, dem Symbol für seine Band, die Namen seiner Kinder... oder auch dem Placement auf dem Hals, das für ihn bedeutet, keine Bürojobs machen zu wollen oder zu müssen. Ein weiteres Beispiel ist Cara Delevigne, die z.B. auf ihrer Fußsohle zu stehen hat "Made in England", um ihre Herkunft zu symbolisieren etc. Tätowierungen bedeuten ihrem Träger fast immer etwas und auch Chris Evans sagte einmal, dass selbst wenn man sich mit dem Bild nicht mehr unbedingt identifizieren kann, so zeigen die Tattoos einem noch nach vielen Jahren in welchen geistigen "state of mind" man sich befunden hat, als man das Tattoo hat stechen lassen. Für mich ist das einer der Gründe, weswegen ich eigentlich keines meiner Tattoos bereue. Sie erinnern mich immer daran, was ich gedacht habe und womit ich gerungen habe, als ich sie habe machen lassen. Aus rein schmucktechnischen Gründen zahlt schließlich niemand hunderte von Euros und nimmt die Schmerzen und Unannehmlichkeiten auf sich, die Tattoos mit sich bringen. Oder vielleicht schon, ich habe ein Tattoo, das ich nur habe stechen lassen, weil ich an der Stelle etwas haben wollte. Das ist auch das einzige Tattoo, von dem ich ab und zu denke, dass ich das vielleicht lieber hätte sein lassen. 
Beeindruckend finde ich persönlich auch Tätowierungen von Krebsüberlebenden, insbesondere Brustkrebspatientinnen, denen die Brüste abgenommen werden mussten, die damit ihren Körper zurückerobern wollen. Die ihren Körper damit wieder ihren eigenen machen und ihre Narben verdecken oder betonen, abhängig von der Person.

Eines meiner wichtigsten Tattoos. 

Und warum nicht? Ein Tattoo ist dauerhaft. Fakt. Wenn es einem doch irgendwann nicht mehr gefällt, dann hat man ein Problem oder zumindest eine langwierige und schmerzhafte Laser-Prozedur vor sich. Deswegen sollte man sich länger überlegen, ob man wirklich ein Tattoo will, wo man es tragen möchte und dann auch das endgültige Motiv etwas sacken lassen, ehe man sich unter die Nadel legt. Das ist auch der Grund, weswegen man niemals - nein, tut es nicht - im betrunkenen oder bekifften Zustand zum Tätowierer gehen sollte. Außerdem spricht es definitiv gegen die Qualität des Tätowierers, wenn er das durchgehen lässt. 
Unter 16 sollte man definitiv keine Tattoos bekommen dürfen. Wäre das erlaubt, liefe ich jetzt mit denselben Tattoos durch die Gegend wie Brian von den Backstreet Boys. 
Ein anderer interessanter Grund gegen Tattoos wurde mir von einem Freund vorgeschlagen, der selbst nicht tätowiert ist, obwohl er Gitarre in einer Rockband spielt: "Tattoos sind mittlerweile so mainstream, dass man gerade in der Musikszene mehr heraussticht und eher was Besonderes ist, wenn man keine hat" Womit er Recht hat. 
Und der letzte Grund, von einem anderen Bekannten: "Ich würde ja gern, aber meine Freundin würde mich verlassen, wenn ich mich tätowieren ließe" Es mag nicht der beste Grund sein, aber so wichtig ist ein Tattoo nicht, dass man eine funktionierende Partnerschaft darüber riskiert. Betonung auf das Wort "funktionierend", wenn ihr euch nicht mal ein Leberwurstbrot schmieren dürft, ohne um Erlaubnis zu fragen, wäre ein Tattoo vielleicht ganz gut, um unter dem Pantoffel hervorzukriechen. Ansonsten kann man das Tattoo ja auch noch nach dem Ende der Beziehung stechen lassen. Da bekommt es dann auch gleich eine weitere Bedeutungsdimension. 


http://beyondtheinkmag.com/jacoby-papa-roach-tattoo-itw-video/
Coby Interview

Tuesday, 25 August 2015

Urban Decay Mascara: Perversion

Am liebsten hätte ich sie ja alle gekauft...

Urban Decay hat es nach Finnland geschafft. Die Marke, die für ihre Lidschattenpaletten Naked, Naked 2 und Naked 3 bekannt ist, ist seit diesem Wochenende auch in Kaufhäusern der Kette Sokos zu finden und natürlich habe ich es mir nicht nehmen lassen, dort einmal vorbei zu schauen. 

Die berühmt-berüchtigten "Naked"-Paletten 1-3

Ich war begeistert von der Lidschattenkollektion und auch die Palette "Shadow Box" hat es mir angetan, besonders mit der Lidschattenfarbe "Bordello". Shadow Box, indeed. An sich ist Urban Decay extrem kreativ, was Verpackungen und Namen angeht (kein Wunder, gibt es doch Marketingstudien, die belegen, dass wir lieber hübsch verpackte Produkte mit lustigen Namen kaufen und mehr Geld dafür ausgeben, als für simpel verpackte und benannte Produkte, die vielleicht aber qualitativ hochwertiger sind) und ich bin dem fast Opfer gefallen. Gut, fast ist gelogen, denn ich war auf der Suche nach einer neuen Wimperntusche und der Name "Perversion", sowie der Untertitel "Bigger, Blacker, Badder" haben meine Entscheidung dann besiegelt. 


 Die Verpackung und die Bürste meiner neuen Mascara - Perversion.

Produkttests sind immer subjektiv, oft hängt die eigene Meinung vom Vergleichspunkt ab, den man benutzt. Deswegen hier eine kurze Geschichte meiner Mascaras, die ich bisher benutzt habe und was mir an ihnen gefallen, bzw. mich gestört hat.
1. Jade Maybelline Lash Discovery One by One (damals ca. 7,50-10DM?): Das war die erste Mascara, die ich wirklich benutzt habe und ich mochte sie insbesondere wegen der kleinen Bürste. Damit konnte man - wie versprochen - tatsächlich die meisten Wimpern erwischen, auch wenn es vom Volumen her nicht so viel gebracht hat. 
2. Too Faced Lash Injection (ca. 10e): nachdem Jade Maybelline die Herstellung bzw. den Vertrieb des Lash Discovery Mascaras in Deutschland eingestellt hatte, musste ich mir eine neue Lieblingsmascara suchen. In London stieß ich dann auf dieses Goldstück. Die Bürste war zwar etwas größer, dafür gab die Mascara auh etwas mehr Volumen. Auch die Farbe gefiel mir sehr gut, war sie doch sehr dunkel. Das einzige Problem: ich musste sie mir immer aus London mitbringen lassen oder besorgen, wenn ich dort war.
3. Lancome Définicils (ca. 33e): wieder eine etwas größere, vor allem längere Bürste, mit der ich aber schnell gelernt habe, effizient umzugehen. Die Farbe war braun und nicht schwarz, was natürlicher wirkte. Das Schöne bei dieser Mascara war bzw. ist, denn ich benutze sie immer noch gelegentlich, dass das Volumen und die Betonung der Wimpern leicht durch die Anzahl an Lagen zu beeinflussen ist, ohne dass es Fliegenbeinchen gibt, wenn man mehrere Lagen benutzt. Ich finde nichts unattraktiver als ausgeprägte Fliegenbeine, ich mag meine Mascaras lieber auf der natürlichen Seite, aber mit etwas Volumen. Der Nachteil hier: der Preis. Definitiv. Für die Qualität, die man hier bekommt zahlt man definitiv auch. 
4. Lancome Keracils (?): meine absolute Lieblingsmascara bisher. Eine buschige Bürste bringt viel Volumen und die Mascara bleibt auch nach Stunden noch, wo sie hingehört. Die Farbe war schwarz und meine Wimpern haben nie besser ausgesehen. Nachteil: leider habe ich Keracils seit einiger Zeit nicht mehr in den Läden gesehen, weder in Deutschland, noch in Finnland. Außerdem muss man mit der Bürste vorsichtig umgehen, um Fliegenbeinchen zu vermeiden. Die einzige Mascara bisher, die den Gymtest bestanden hat und auch nach einem harten Training noch in den Wimpern und nicht auf den Wangen war.
5. Dior Diorshow (ca. 25e): Hat einer Freundin nicht gefallen, deswegen hab ich sie "geerbt". Wieder eine sehr kleine Bürste, diesmal aber aus Gummi. Mit der Bürste lässt sich besonders der untere Wimpernkranz gut tuschen, aber irgendwie konnte ich mich mit ihr trotzdem nicht so richtig anfreunden. Außerdem tut diese Mascara volumentechnisch nicht viel. Benutzt man mehrere Lagen, kleben die Wimpern oft unschön zusammen und außerdem konnte ich die Wimperntusche nach einigen Stunden Tragen schon aus einer kleinen Falte unterhalb meines Unterlids wischen, weil sie nicht auf den Wimpern blieb. Was allerdings genial ist, ist die Kombination aus Diorshow und Keracils. Mit Diorshows habe ich erst die einzelnen Wimpern basisgetuscht und dann mit Keracils dem ganzen Volumen verliehen. Super Ergebnis.
6. Jade Maybelline False Lash Butterfly Mascara (ca. 10e): Ich mochte die Bürste hier nicht richtig und außerdem war es schwer, die kleinen Wimpern nahe der Nase damit zu erwischen und nicht zu verkleben. Außerdem habe ich nach längerem Tragen ab und zu mit kleinen Entzündungen der Bindehaut oder Pickelchen zwischen den Wimpern zu tun gehabt, ich schätze also, dass ich allergisch auf diese Wimperntusche reagiert habe. 

Bisher habe ich also hauptsächlich Mascaras aus dem niedrigeren und dem höheren Preissegment benutzt und bessere Erfahrungen mit den teureren gemacht. Urban Decay befindet sich im mittleren Preissegment, Perversion kostet 23,50. 

Die Bürste ist für meine Verhältnisse recht groß, lässt sich aber gut handhaben. Die Farbe ist top (schwarz) und schon nach einem oder zwei coats hat man recht viel Volumen in den Wimpern. Die Wimpern verkleben nicht und die Farbe bleibt, wo sie hingehört. Perversion überzeugt also definitiv, insbesondere weil die Mascara sich fast genauso verhält wie eine der teureren Modelle, aber etwa 10e weniger kostet. Der einzige Nachteil: Perversion ist - zumindest hier - nicht in wasserfest erhältlich und hat auch den Fitnessstudiotest damit nicht bestanden. Nach einem schweißtreibenden Workout läuft sie einem nicht in Strömen über die Wangen, aber ein wenig an einen Panda habe ich mich schon erinnert gefühlt, als ich in den Spiegel sah (ich habe mir mehrfach den Schweiß aus den Augen gewischt). Leichtes Weinen allerdings verträgt die Mascara, schweres dann nicht mehr so gut. Aber Mascaras gehören ja eigentlich eh nicht ins Fitnessstudio und wenn man schon einen richtig häßlichen Heulkrampf hat, dann darf da auch die Mascara ihren Teil tun. In alltäglichen Situationen schlägt sie sich sehr gut und zusammen mit dem Basiscoat Subversion soll sie noch besser funktionieren. Auf den Kauf von Subversion habe ich angesichts des Preises von knapp 22e zusätzlich allerdings vorerst verzichtet. 
Wer also eine gute Mascara sucht, der kann ich Perversion empfehlen, wer eine fitnessstudiofeste möchte, sollte lieber im Sortiment von Lancome nachsehen. 4/5 Bürstchen. 

Thursday, 20 August 2015

Reise- und Cafétipp: Das Scheunenviertel und Barcomi's in Berlin

Ick bin een Berliner. Sowohl geboren als auch Wahlberliner, um genau zu sein. Mit 19 bin ich zum Studium nach Greifswald gezogen und mit 22 dann nach Tampere, Finnland. Und erst nachdem ich fortgezogen bin, habe ich gemerkt, was für eine außergewöhnliche Stadt Berlin eigentlich ist und wie glücklich ich mich schätzen kann, dort aufgewachsen zu sein. Zum ersten aus praktischen Gründen: ich gehe selten in Großstädten verloren, weil ich von klein auf gewohnt bin in einer Großstadt zu navigieren. Und zum zweiten: Berlin ist einzigartig mit seiner Mischung von Geschichte, neuen Strömungen, Hoch- und Popkultur. In Berlin trifft man die Welt und die Welt trifft sich in Berlin. Der einzige Nachteil? Berlin hat so viele Facetten, dass es schnell zum sprichwörtlichen unübersichtlichen "Großstadtdschungel" verkommt und man den Wald - in diesem Fall interessante Örtlichkeiten, Museen, Kunst - vor lauter Bäumen nicht mehr sieht. Denn das Angebot an allem ist enorm und um eine informierte Entscheidung zu treffen, fehlt einem meist die Zeit und um einfach drauflos zu laufen und alles mitzunehmen, was einem über den Weg läuft, erst recht. Und dazu kommt das mittlerweile so bekannte FOMO-Syndrom (fear of missing out). Deswegen möchte ich euch hier eine meiner Lieblingsnachbarschaften in Berlin vorstellen, das Scheunenviertel. 

Das Scheunenviertel (das mir auch schon unter dem Pseudonym Spandauer Vorstadt verkauft wurde) liegt nördlich der Spree, direkt über dem Zentrum und Unter den Linden. Einfach zu erreichen mit der S- und U-Bahn von den Bahnhöfen Friedrichstraße, Oranienburger Straße und dem Hackeschen Markt, bildet die Oranienburger Straße ein wenig den Ausgangspunkt aller Akivitäten, die sich hier finden. Die Neue Synagoge ist eines der Wahrzeichen und bekannten Touristenziele an der Oranienburger Straße, aber was es hier zu sehen gibt, geht weit darüber hinaus. Direkt an der Ecke Friedrichstraße/Oranienburger Straße findet man das Kunsthaus Tacheles, ein ehemals staatlich gefördertes Kunstzentrum, das dieser Tage geschlossen ist, von außen aber einiges hermacht. Als ich zuletzt dort war, habe ich Menschen im Inneren gesehen, ich weiß allerdings nicht, ob das Wohnungsbesetzer sind oder rechtmäßige Anwohner (was ich aufgrund des Zustandes des Hauses bezweifle, aber wer weiß), dementsprechend habe ich nicht versucht, irgendwie ins Gebäude hineinzugelangen. 



Detailbilder der Fassade in Richtung Oranienburger Straße



 Eingang und Außenwand
Recht ironisch, wenn man die Fassade des Hauses so sieht... 
Weiter die Oranienburger Straße entlang, nahe der Synagoge ist das alte Postfuhramt, ein eindrucksvolles Gebäude, das zur Zeit leider gerade renoviert wird, weswegen ich kein Foto des Hauses habe. Dann findet sich dort direkt vor der Synagoge (wenn man aus Richtung Friedrichstraße kommt) der Eingang zu einem Hinterhof. Oder besser gesagt, einer Reihe von Hinterhöfen, nämlich die Heckmann Höfe. In dieser fast schon Oase finden sich im mittleren Hof einige Geschäfte und ein Restaurant, aber auch der Hinterhof danach lässt sich sehen mit seiner Grüngestaltung. Hier könnte man glatt vergessen, dass man sich mitten in einer Großstadt, ja, mitten in ihrem Zentrum befindet.
 Er greift nach seinen sieben Sachen und beendet seine Träume vor der dunklen Wärme seines Kaffees...Street Poetry in allen Durchgängen

 Der Hof, der an die Augustusstraße grenzt ist eine grüne Oase inmitten der Großstadt

 "Bühne ist jeder Sekunde im Leben Meinung geben" - in den Heckmann Höfen ist auch ein Theater zu finden

 Street Art.

"Sie schließt die Haustür hinter sich, schiebt die Kapuze über den Kopf und betritt den Tag" - zurück in den Großstadttrubel

Hinterhöfe sind im Übrigen eines der auffälligsten bautechnischen Merkmale Berlins, eines der berühmtesten Beispiele dürften die Hackeschen Höfe sein, die ich hier nicht weiter erwähne, die aber auch direkt im Scheunenviertel liegen und Heimathafen für viele Boutiquen und Cafés sind. Da sich zu ihnen aber in jedem Touristenführer etwas finden lässt, möchte ich mich lieber auf andere, kleinere Sehenswürdigkeiten konzentrieren. 
Etwas weiter die Straße entlang findet sich ein weiterer interessanter Innenhof, der Kunsthof, in dem ein Café und auch eine Galerie beherbergt sind. Gegenüber liegt fast direkt der Monbijou-Park mit einem kleinen Freibad für Kinder und wenn man durch ihn hindurchschlendert, findet man sich direkt an einer der unzähligen Strandbars entlang der Spree, gegenüber dem Bodemuseum wieder. 

Entscheidet man sich aber, weiter der Oranienburger Straße zu folgen, landet man an der Großen Hamburger Straße, dem jüdischen Zentrum Berlins. Hier war einst das jüdische Quartier, von dem leider nicht mehr allzuviel zu sehen ist. Der alte jüdische Friedhof ist noch immer hier, davor ein Mahnmal und die Grundrisse eines Gebäudes. Diese Grundmauern gehören zum ehemaligen jüdischen Sanatorium, das hier einst stand, und in dem die Juden zu Zeiten des Nationalsozialismus zusammengetrieben und von dort weiter in die KZ's gebracht wurden. Der jüdische Friedhof ist ein stiller Ort, den man auch heute noch besuchen kann. Was mich persönlich beeindruckt hat, war die Aussage, dass die Bombenopfer aus den letzten Tagen und Luftangriffen des Zweiten Weltkrieges hier in Massengräbern bestattet wurden und dass so die Gebeine der zuvor hier bestatteten Juden und der Opfer der Bombenanschläge nicht mehr auseinanderzusortieren sind. Der Symbolismus ist offensichtlich; im Endeffekt sind wir doch alle gleich.




Heutzutage findet sich hier aber auch das Magicum - ein Museum für Zauberei - und ein netter Vintage-Shop in dieser Straße, ebenso wie weiter die Straße hinab ein Café namens "Strandbad Mitte". Auch das ist Berlin, bewegende Geschichte und alltägliches Leben und Shoppen auf wenigen Quadratmetern.

Folgen wir nach diesem Abstecher weiter der Oranienburger Straße, kommen wir an den Hackeschen Höfen an. Geht man am Eingang zu diesen, dem Starbucks und dem Café Cinema (auch ein gutes Café) vorbei, steht man auf einmal vor dem Eingang zu einem weiteren Hinterhof. Einem etwas heruntergekommeneren Hinterhof. Hier ist das Haus Schwarzenberg, auch Teil des jüdischen Erbes Berlins mit dem Museum einer jüdischen Blindenwerkstatt, der Gedenkstätte für Stille Helden während des Nationalsozialismus und dem deutschen Zweig des Anne Frank-Hauses. Allerdings ist das Haus Schwarzenberg vor allem eines: inspiriert und mit etwas mehr edge als die Hackeschen Höfe, ist es ein Paradies für Freunde von StreetArt und Graffiti. Kaum ein Zentimeter Wand, der nicht mit Graffitti bedeckt wäre, Museen und viele kleine Ateliers und Artshops, sowie ein Monsterkabinett und ein paar Cafés und Streetfood Stände, damit ist das Haus Schwarzenberg definitiv auch einen Besuch wert. 


Haus Schwarzenberg, der charmant-verruchte kleine Bruder der Hackeschen Höfe

 
 Treppenaufgang zu einem Artshop und der Eingang zum Kino/Monsterkabinett


Wenn man sich von hier wieder auf die Hauptstraße traut und einfach ein paar Meter weiter zur Sophienstraße geht, kann man bis zu den Sophie-Gips-Höfen (Nummer 21) gehen und dort im Barcomis eine der Kaffeesorten aus der hauseigenen Kaffeerösterei probieren. Auch das Essen dort kann sich definitiv sehen lassen und der Service ist manchmal sogar fast etwas überengagiert. Am Wochenende kann man hier auch frühstücken und insbesondere im Sommer ist es schön, in der Morgensonne im Innenhof zu sitzen und einen Bagel oder ein Scone zu essen. Allerdings sollte man am Wochenende definitiv im Vorraus einen Platz reservieren. 

 Damit auch kein Zweifel bleibt, wo man ist...

 Blick in den Innenraum

 Auch zum Mitnehmen findet man hier immer etwas

Und hier werden wir vom freundlichen Kellner verabschiedet :)

Kunsthaus Tacheles: Oranienburger Straße 54 (S+U Bhf Friedrichstraße)
Heckmann Höfe: Oranienburger Straße 32/Augustusstraße (S Oranienburger Straße)
Postfuhramt: Oranienburger Straße 35 (S Oranienburger Straße)
Alter Jüdischer Friedhof: Große Hamburger Straße 26-27 (S Hackescher Markt)
Haus Schwarzenberg: Rosenthaler Straße 39 (S Hackescher Markt)
Barcomis Deli: Sophienstr. 21, Sophie-Gips-Höfe

Tuesday, 18 August 2015

Grit Summer Games bei Gogo - Was ist eigentlich Les Mills Grit?

Keine Angst, Gogo hat nichts mit Gogo-Tanzen zu tun und auch nicht mit Go-Cart-Fahren, sondern Gogo ist mein Fitnessstudio hier in Tampere. Kommt September endet allerdings auch meine Mitgliedschaft dort, da ich am 1.9. nach Deutschland zurück ziehe. Eigentlich will ich darüber noch nicht nachdenken, aber Ende August bedeutet hier in Finnland auch Ende des Sommers und Ende des Sommers heißt Abschlussfeier der Sommersaison und in diesem Rahmen veranstaltet Gogo die ersten Grit Summer Games. 

Dabei stellen sich einigen jetzt sicherlich zwei Fragen: 
1. Was ist eigentlich Grit? und 
2. Was für Grit Summer Games?

Für mich stellt sich auch noch die Frage: Warum habe ich beschlossen, da mitzumachen?!?

Ich habe lange versucht, mir die Teilnahme auszureden, aber... no excuses. Ich mach das jetzt.

Kommen wir zur ersten Frage: In Deutschland, bzw. in Berlin habe ich zumindest schon Grit Plyo gesehen. Zur Les Mills Grit Series gehören aber noch zwei weitere Teile, nämlich Grit Strength und Grit Cardio. Grit Plyo setzt seinen Fokus auf explosive, also plyometrische Kraft, Grit Strength trainiert wie der Name schon sagt die Muskelkraft an sich und Grit Cardio das cardio-vasculäre System. "Grit" kommt aus dem Englischen und lässt sich ins Deutsche in etwa mit dem Begriff "Badassery" übersetzen. Ach nein, das ist ja nicht wirklich Deutsch. Grit bedeutet soviel wie Durchhaltevermögen, Mumm, Charakterstärke; sich angesichts schwerer Umstände durchbeißen anstatt aufzugeben. Und der Name ist Programm. Obwohl eine normale Grit-Stunde nur 30 Minuten dauert, bin ich regelmäßig völlig fertig. Der Grund dafür ist, dass es sich hierbei um eine der zur Zeit so beliebten HIIT (High-Intensity Intervall Training) Stunden handelt. Das bedeutet, dass man nicht versucht, jede Wiederholung ordentlich mitzumachen, sondern dass man sich selbst herausfordert, mehr Gewicht nimmt, schneller an den Start geht, tiefer squattet als üblich und dass man vielleicht nicht jede Wiederholung schafft, dafür aber selbst hinterher geschafft ist. Eine typische Grit-Stunde besteht aus einem Aufwärm-Track, auf den folgen dann vier Arbeitstracks und dann zum Abschluss ein Track Core-Workout. Die Anordnung und Art der Arbeitstracks ändert sich mit jedem Release, orientiert sich aber sehr an den aus dem Crossfit so beliebten Übungsformen, wie z.B. Pyramiden, Tabata-Intervallen, As many reps as possible, Back-To-Back-Übungen, Supersets, Drop Sets etc., die Art der Übungen hängt vom jeweiligen Grit-Programm ab; bei Cardio sind Jumping Lunges (eingesprungene Ausfallschritte) und Burpees sehr beliebt, bei Grit Plyo plyometrische Liegestütze (klatsch in die Hände, wenn du hochkommst) oder Knee-Tuck-Jumps (hier bin ich mit meinem Latein...oder Deutsch am Ende), bei Strength Clean-and-presses, overhead-presses oder Squats und Lunges mit zusätzlichem Gewicht. Hierbei wird der Puls vom Aufwärmen an in die Höe getrieben und de Körper bekommt zwischendurch nur minimal Zeit, sich zu erholen, so dass der so genannte After-Burn Effekt eintritt. Das bedeutet, dass der Körper so "übertourt" wird, dass er eine Hormonreaktion in Gang setzt, die dafür sorgt, dass noch Stunden nach dem eigentlichen Training einen erhöhten Kalorienverbrauch hat. Auch wenn das eigentliche Training also nur eine halbe Stunde beträgt, verbrennt man bei Grit genauso viele, manchmal sogar mehr Kalorien wie beim Body Pump z.B., zudem sieht man durch die hohe Intensität der Übungen sehr schnell enorme Fortschritte. 
Mein Lieblingsprogramm war zu Beginn Grit Plyo, ich habe das viele Springen und die plyometrischen Übungen geliebt und sehr schnell Verbesserungen gesehen (normale Liegestütze? Pffft, frag mich nach meinen plyometrischen Liegestützen), allerdings haben die letzten beiden Releases mir persönlich nicht viel gebracht und nicht so gut gefallen wie die vorherigen. Die letzten beiden Strength-Releases dagegen waren super. Und somit ist derzeit Grit Strength mein großer Favorit. Zu Beginn mochte ich Strength gar nicht, weil ich mir so schwach vorkam und nie viel geschafft habe, mittlerweile stemme ich auch mal locker ein Drittel meines Körpergewichts. 

Ein paar Eindrücke vom Training, ein paar Meinungen der Trainer, alles unterlegt mit motivierender Musik...

Wer also Herausforderungen mag, sollte Grit unbedingt ausprobieren. Ich persönlich hoffe inständigst, dass Superfit, mein derzeitiges Fitnessstudio in Berlin, auch bald Grit Strength mit ins Programm aufnimmt, einfach weil das etwas ganz anderes ist als Body Pump und den Körper ganz anders trainiert. Ich weiß gar nicht mehr, was ich ohne Grit Strength machen soll, da muss ich dann wohl vielleicht doch eine Trainerlizenz für Grit machen, damit ich dann die neuesten Releases auf der Fläche für mich machen kann? Denn wie gesagt, dieselben Fortschritte habe ich in keinem anderen Programm und auch für mich selbst im Studiobereich bisher nicht gemacht.

Grit ist kein Zuckerschlecken und man muss verrückt sein, um sich das anzutun. Aber wenn man einmal Blut leckt...

Kommen wir nun zur zweiten Frage: Was sind denn Grit Summer Games? 
Ein neues Konzept. Prinzipiell handelt es sich hierbei um einen Grit-Wettbewerb. Dieser Wettbewerb funktioniert so, dass es einen Parcours gibt, auf dem sich 9 Stationen befinden, an denen jeweils eine Übung aus einem der drei Grit-Teilbereiche absolviert wird. Diese Übung macht man 45 Sekunden, dann hat man 15 Sekunden, um zur nächsten Station zu gelangen. Die drei Kandidaten mit den meisten Wiederholungen nach der kompletten Runde kommen ins Finale, über dessen Natur noch nichts bekannt gegeben wurde. Die Übungen werden erst beim Wettkampf bekannt gegeben und dementsprechend kann sich niemand gezielt vorbereiten. Alles was bleibt, ist abzuwarten und nervös auf den Fingernägeln zu kauen, denn: Worauf habe ich mich da eingelassen? 

Aber im Ernst, ich bin ein enormer Fan von Les Mills Grit und deswegen ist das für mich auch ein passender Abschluss für meine Zeit bei Gogo. Viele der Grit-Trainer sind mittlerweile gute Freunde und Bekannte geworden und es wird mir schwerfallen, die alle in Finnland zurückzulassen. Auf der anderen Seite, ich weiß immer, wo sie sind und kann sie besuchen kommen und mich von ihnen quälen lassen, wenn ich nach Finnland komme. Dann bleibt mir jetzt nur noch eins am Ende: Liebes Superfit-Team, ich bettle selten, aber könnt ihr bitte,bitte,bitte Grit Strength in euer Programm mit aufnehmen? 

Friday, 14 August 2015

Fundstück: Hulk-Sneaker im Europa-Center in Berlin

Am Montag habe ich mich als bekennender Marvel-Nerd in die Berliner Innenstadt begeben, da zur Zeit in Berlin die Dreharbeiten zu Captain America 3: Civil War statt finden und nicht nur Chris Evans, sonder auch Sebastian Stan immer wieder von Fans in der Stadt gesichtet wurden. Auf der Front hatte ich leider keinen Erfolg (sonst hieße dieser Eintrag auch "Fundstück der Woche: Chris Evans, zukünftiger Ehemann"), aber im Europa-Center am Ku'Damm stieß ich auf diese tollen Sneaker von adidas:



Sneaker in Hulk-Edition


Ich hätte sie mir am liebsten sofort geholt (sie hatten zwei Paar übrig, eines in meiner Schuhgröße), aber leider muss ich wegen meines bevorstehenden Umzugs zu sehr aufs Geld achten, als dass 57e eine Ausgabe wäre, die ich vor mir selbst rechtfertigen könnte, wenn es "nur" Hulk und nicht Captain America Sneaker sind. 

Wie dem auch sei, ich stelle gerade fest, dass die Sneaker, die ich hier im Blog gezeigt habe (okay, okay, stolze zwei...), immer von adidas waren. Das mag damit zu tun haben, dass adidas im Bereich Prints in dieser Saison einfallsreicher erscheint als beispielsweise Nike. Nike hingegen macht mit mutigen Farbkombinationen von sich Reden. Wobei ich an dieser Stelle gestehen muss, dass mir viele aktuelle Nike-Modelle derzeit ein wenig zu grell sind. Sicherlich haben auffällige Schuhe etwas für sich und können einem alltäglichen Outfit das gewisse Etwas verleihen, aber derzeit beißen sich viele der von Nike verwendeten Farben miteinander und das dann noch mit einem Outfit zu kombinieren, das nicht monochrom ist, ist mir einfach zu kompliziert. 

Wie sieht das bei euch aus? Habt ihr beispielsweise einen Lieblingsschuh von Nike (zu den Instant-Classics gehören die AirMax-Varianten und Nike Free Modelle 1-5)? Oder adidas? Reebok und Converse finden sich auch in meinem Schrank, aber ich habe auch ein Auge auf ein Paar Vans mit Print geworfen. Allerdings erst nach dem Umzug. Dann kann ich euch die hoffentlich auch zeigen. 

Tuesday, 11 August 2015

Fundstück Body Love: magere Kunst?

Auf der Seite takepart.com hat die US-Fotoredakteurin Lauren Wade weltbekannte Bilder veröffentlicht. Das an sich hat ja noch keinen Nachrichtenwert. Was allerdings eine Nachricht wert ist, ist dass sie die Bilder mit Photoshop bearbeitet hat, damit die dargestellten Frauen (wie z.B. die Venus aus dem bekannten Bild "Geburt der Venus") dem heutigen Schönheitsideal entsprechen. Das Urteil darüber, in welcher Version sie besser aussehen, bleibt jedem selbst überlassen. Ich finde allerdings so oder so bemerkenswert, wie man daran sieht, was sich mit Photoshop alles machen kann. Da fühlt man sich als Durchschnittsfrau, die weder dick noch dünn ist gleich viel besser. Wenn man Bilder von mir so behandeln würde, könnte man aus mir auch einen Victoria's Secret Angel machen. 

Sandro Botticelli, Die Geburt der Venus, 1486. Bildnachweis: takepart.com

Schaut euch einfach die Bilder im Artikel "What if famous paintings were photoshopped to look like fashion models?" an und freut euch, dass selbst hinter natürlich wirkenden Bildern von Prominenten oft einige Arbeitsstunden mit Photoshop drin stecken. 

Friday, 7 August 2015

Bewerbungsgespräche - simple Do's und "Don't ever do it"'s

Ich bin in den letzten Tagen durch einige Bewerbungsgespräche gegangen und eines davon war ein Gruppenauswahlverfahren bei einer etwas bekannteren Firma. Dabei durfte ich einmal live und in Farbe miterleben, wie sich andere Personen bei Bewerbungsgesprächen verhalten und dabei habe ich festgestellt, dass man sich bei einem Bewerbungsgespräch so richtig in die Nesseln setzen kann. 

Don't:
Negativität. Niemand mag Leute, wenn sie die Stimmung runterziehen. Damit meine ich nicht das neutrale Erwähnen eines negativen Punktes, sondern vielmehr eine generell negative Einstellung dem Arbeitsleben oder Leben an sich gegenüber. Sicher scheint nicht jedem an jedem gegebenen Tag die Sonne aus dem Hintern, aber bei einem Bewerbungsgespräch sollte man auch schlechte Laune oder vorherige schlechte Erfahrungen nicht raushängen lassen. 

Do:
Enthusiasmus. Lass den Arbeitgeber wissen, dass du wirklich an der Stelle interessiert bist (im Rahmen des Glaubwürdigen). Erwähne positive Erfahrungen mit der Firma oder in Verbindung mit der Firma. Übertreib es aber auch nicht mit dem Lob, niemand glaubt dir, dass du dich für eine Kaisers-Kassenstelle geboren fühlst. 

Don't:
Negative Kommentare über den bisherigen Arbeitgeber. Auch hier eine Unterscheidung, sollten schlechte Erfahrungen Grund für die anderweitige berufliche Orientierung sein, kann man diese neutral darstellen, ohne aber dabei die Integrität des vorigen Arbeitgebers zu untergraben. Niemand stellt jemanden ein, wenn der Verdacht besteht, dass der neue Mitarbeiter einem bei der ersten Gelegenheit vor der Konkurrenz ans Bein pinkelt (metaphorisch gesehen). 

Do: 
Sich kurz fassen. Gerade in einem Gruppengespräch findet es niemand gut, wenn du beginnend mit deiner Geburt deine Lebensgeschichte und Arbeitshistorie erzählst. Trotzdem solltest du darauf achten, genug von dir zu erzählen, um dich erinnernswert zu machen. Also lieber eine kurze Anekdote als eine play-by-play Darstellung deines Lebensweges.

Don't: 
Mögliche Problematiken wie ein eigenes Geschäft als Selbstständiger auf der Seite solltest du nicht direkt im Bewerbungsgespräch ansprechen, wenn du selbst noch keine passende Lösung im Kopf hast, wie du beides vereinen könntest. Überhaupt, was machst du bei einem Bewerbungsgespräch, wenn das eigentlich eh nicht das ist, was du machen willst?

Do: 
Mögliche Problematiken wie z.B. Studium oder eigenes Unternehmen auf der Seite erwähnen, um den Arbeitgeber vorzuwarnen, dass du an bestimmten Tagen oder zu einer bestimmten Tageszeit nicht arbeiten kannst.

Don't:
Raushängen lassen, dass man sich nur beworben hat, weil man halt irgendeinen Job braucht, um die Miete zu bezahlen, die Arbeit selbst einen aber nicht weniger interessieren könnte. 

Do:
Sich über die Arbeit und Firma im Voraus informieren und sich selbst für den Job begeistern. Auch das wieder im Rahmen der Möglichkeiten und nicht übertreiben. Putzen bleibt Putzen, selbst wenn man sich selbst die Grundlagen der Putzmittelchemie für das Bewerbungsgespräch anliest. 

Ansonsten sei du selbst, denn wenn die Firma dich als jemand anders einstellt, gibt das sowohl für die Firma, als auch für dich ein böses Erwachen. Das Vorstellungsgespräch ist schließlich keine Einbahnstraße, nicht nur die Firma soll sehen, ob du zu ihnen passt, sondern auch du sollst sehen, ob dir die Firma zusagt. Wenn du schon ein Gefühl hast, dass das nicht deins ist, dann tu auch nicht so, als wäre es dein größter Traum. Das wäre dem Personalmitarbeiter und deinen Träumen gegenüber ungerecht. 

Tuesday, 4 August 2015

Wenn du sie nicht besiegen kannst, schließ dich ihnen an. Die Birkenstock-Sandale

Meine Jugend beginnt mich wieder einzuholen. Geboren in den 80ern habe ich weite Teile meiner Modevergehen in den 90er Jahren begehen dürfen, wo sie in mitten der sonst so irren Mode kaum auffielen. Doch jetzt beginnen mich die 90er mehr und mehr wieder einzuholen. Ich wusste ja, dass es in der Mode heißt, alles kommt wieder, doch ich hatte lange gehofft, dass diese traumatische Zeit, in die unter anderem die Hochzeit der Love-Parade hhier in Berlin fiel, dabei außen vor bliebe. Doch ich lag falsch. Oh, wie falsch ich damit lag. 

Die 90er sind wieder da und das mit Verstärkung. Denn sie bringen ein weiteres Kindheitstrauma meinerseits mit sich: die Birkenstock-Sandale (bitte stellt euch an dieser Stelle dramatische Musik a la "Der Weiße Hai" oder "Psycho" vor). Birkenstocks waren in meiner Kindheit der Lieblingsschuh meiner Mutter, denn "die haben ein Fußbett", und das war ihrer Meinung nach gut für meine wachsenden Füße. Also hatte ich Birkenstock-Sandalen als Hausschuhe und Birkenstock-Sandaletten als Sommersandalen und den Spott meiner Mitschüler sicher. 

Irgendwann verschwanden die Birkenstocks aus den meisten Regalen der Schuhgeschäfte und wurden zu Schuhen für Arzthelfer/innen und andere Gewerbe, die viel auf den Füßen unterwegs sind. Und dann der Super-Gau: Heidi Klum designte eine Kollektion (oder mehrere) für Birkenstock. Ich war geschockt. Vor allem über den Preis. Nur weil ein Supermodel da Strasssteinchen draufklebt soll man also fast 100e für die Schuhe hinblättern? Entsetzen war gar kein Ausdruck. Danach wurde es - in meiner Welt - still um die Birkenstock-Sandale. Ich verlor sie aus den Augen. Vielleicht verdrängte ich sie auch aktiv. So genau weiß ich das nicht.

Und dann tauchten sie mit einem Mal in der Hipster-Szene wieder auf. Die unsterbliche Birkenstock-Sandale eroberte aus der Hipster-Szene heraus die Modewelt und diesmal viel umfassender als je zuvor, da es sie heute in etlichen Formen und Farben gibt. Als ich das erste Mal eine Birkenstock-Sandale in der InStyle sah, hielt ich es für einen Scherz. Oder vielleicht hat das Model versehentlich seine Schuhe anbehalten und niemand hat das auf dem Photoshoot gemerkt (die Hoffnung stirbt zuletzt). Doch mit einem Mal zogen sich die Jesuslatschen, die Hippietreter durch die Modezeitschriften und -blogs. Ich versuchte sie zu ignorieren, was aufgrund ihrer Allgegenwärtigkeit unmöglich war. Dann wurde ich wütend und versteckte in Schuhgeschäften ab und zu die Ausstellstücke. Dann versuchte ich mit den Modegöttern zu handeln, dass ich selbst Batikshirts tragen würde, wenn sie denn nur den Birkenstocktrend so schnell irgendst möglich eingehen ließen. Es folgte die Depression, als ich merkte, dass nun sowohl Birkenstocks als auch Batikshirts mehr und mehr in den Läden auftauchten. Und dann heute: Akzeptanz. Die Fünf Phasen meines Birkenstocktraumas.

Guten Tag, mein Name ist Kitty und ich trage Birkenstocks

Zur Feier der finalen Phase habe ich mir mein eigenes Paar besorgt, das - zugegeben - so weit vom Original entfernt ist wie möglich ohne den Anschluss an den Trend zu verlieren. Und was soll ich sagen, das Fußbett ist wirklich gut für meine angestrengten Füße...