Und das gilt auch, wenn man abnehmen möchte. Genauer genommen besonders dann muss man auch genug essen.
Warum?
Zuerst einmal ist es eine Frage der Selbstbeherrschung. Während man zum Frühstück und Mittagessen noch super mit einer Karotte und einem Apfel auskommt, rächt sich das spätestens beim Abendessen, wenn man müde ist. Denn je müder man ist, desto geringer ist die Selbstbeherrschung und - schwupps - hat man zum Abendessen nicht nur die gesammte negative Kalorienbalance verdrückt, sondern sogar noch mehr, weil die Schokoladenkekse so lecker aussahen und man hat ja den ganzen Tag nichts gegessen. Ich gebe zu, das ist eine überspitzte Darstellung, aber das Prinzip ist gültig. Manche halten ein enormes Kaloriendefizit länger aus, aber wenn dann der Cheatday oder Schlemmtag vor der Tür steht, dann wird das gesamte Defizit zunichte gemacht. Das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern völlig normal. Der Körper möchte nicht abnehmen und seine Polster für schlechte Tage aufbrauchen, wenn er nicht unbedingt muss.
Zum zweiten ist es eine Frage des Metabolismus. Der Metabolismus ist das, was man in Gang bekommen muss, wenn man abnehmen möchte, der Kalorienverbrauch des Körpers. Hierbei gibt es eine metabolische Basisrate, bei Frauen oft ca. 1400-1600kcal/Tag und bei Männern 1800-2000kcal/Tag. Das ist der Körper im Ruhezustand, also wenn man den ganzen Tag nur herumliegen würde. Die Kalorien werden verbraucht für Verdauung, Instandsetzung und -haltung des Körpers und so weiter. Jedwede physische Aktivität erhöht den Kalorienverbrauch für den Tag, indem sie den Metabolismus antreibt, der Energiehaushalt also schneller arbeitet und dabei mehr Kalorien verbraucht. Zumal auch die Aktivität selbst Kalorien als Treibstoff benötigt. Nun kann unser Metabolismus aber in Krisenzeiten, also in Zeiten zu denen Nahrung knapp ist - sprich eine Hungersnot oder eben Diät - auch verlangsamen, um den Energieverbrauch des Körpers an die geringere Energiezufuhr zu gewöhnen. Wenn wir also längerfristig zu wenig essen, passt sich unser Metabolismus an und wir verbrauchen auch weniger Energie. Man erreicht ein Plateau beim Abnehmen und isst dementsprechend noch weniger, was zu einem weiteren Verlangsamen führt und entweder landen wir in einem Teufelskreis oder aber, wenn wir wieder normal essen, kommen die Pfunde mit Freunden zurück, weil wir jetzt weniger Energie verbrauchen als zu Beginn.
Normalerweise, wenn man eine gesunde Ernährungsweise verfolgt und damit versucht abzunehmen, sollte man also darauf achten, dass das Energiedefizit nicht hoch genug ist, um eine Verlangsamung des Metabolismus auszulösen. Wenn man Fitnesssportler sieht, die enorm hohe Kaloriendefizite erzeugen, um schnell abzunehmen, sollte man auch beachten, dass diese einen Cheatday die Woche haben, einen Tag an dem mehr gegessen wird, als der Körper wirklich verbraucht, um diese Verlangsamung zu verhindern und auch um Energie zu tanken.
Bild vom tumblr-Account Good Health and Fitness
Eine zu kalorienarme Ernährung bedeutet nämlich auch, dass einem die Energie fehlt, um ordentlich zu trainieren. Der Körper fährt auf Sparflamme und dementsprechend wird auch an Bewegungsradien gespart oder man fühlt sich schlapp und bringt einfach nicht die Kraft auf richtig mitzumachen, so dass man am Ende nur halbherzig trainiert, wenn überhaupt, denn wirklich Lust hat man auch zu nichts.
Das wiederum führt dazu, dass Muskelmasse abgebaut wird. Und Muskeln verbrauchen mehr Energie als Fett. Wieder haben wir das schon erwähnte Problem, dass sobald wir wieder beginnen normal zu essen, zunehmen, weil der Körper weniger Energie verbraucht.
Wie ernähre ich mich also richtig? Wichtig ist, dass selbst beim Abnehmen zumindest der Energiebedarf der metabolischen Basisrate abgedeckt ist, wenn man wirklich weniger essen möchte, dann sollte man trotzdem auf keinen Fall unter 1000kcal/Tag gehen, denn sonst besteht im Falle einer längeren Diät die Gefahr, dass der Körper komplett herunterfährt und man sogar zunimmt. Das bedeutet aber auch, dass der Körper sämtliche Wartungsarbeiten einstellt, teilweise in Extremfällen auch beginnt sich selbst abzubauen.
Ideal ist ein Kaloriendefizit von ca. 500kcal/Tag, was dann einem Gewichtsverlust von 500g in der Woche entspricht. In diesem Fall ist aber auch der größte Anteil des verlorenen Gewichts Fett und nicht wie im Falle von Crashdiäten Wasser oder Extremdiäten Muskel.
Außerdem sollte man immer, aber besonders bei einer Diät auf eine ausgewogene Ernährung achten. Das heißt, man sollte keine Makronährstoffgruppe wie Fett, Kohlenhydrate und Proteine komplett aus seinem Ernährungsplan streichen. Der Körper braucht Protein um Zellen, Enzyme und auch Muskeln aufzubauen, Proteine sind die Bausteine unseres Körpers. Kohlenhydrate sind die Energielieferanten, ohne sie läuft längerfristig gar nichts. Oder zumindest nicht effektiv. Fette werden vom Körper benötigt, um (fettlösliche) Vitamine zu transportieren und aufzunehmen, um Zellmembranen aufzubauen und verschiedene Stoffwechselvorgänge zu betreiben. Viele Fettsäuren sind essenziell, das bedeutet, dass der Körper sie nicht selbst bilden kann, sondern auf eine Zufuhr durch die Nahrung angewiesen ist (dasselbe gilt für einige Aminosäuren, die Bausteine, aus denen Proteine bestehen).
Allerdings kann man auf die Qualität dieser Makronährstoffe achten, statt Weißbrot und Zucker ist es besser Vollkornbrot und Obst zu essen, weil die darin enthaltenen Kohlehydrate dem Körper länger zur Verfügung stehen. Außerdem sind in Obst und Vollkornprodukten meist mehr Ballaststoffe enthalten, die dafür sorgen, dass man sich länger satt fühlt. Proteine finden sich zwar auch in Würstchen und Bouletten, besser ist es aber, magere Proteine und vor allem auch verschiedene Proteine zu sich zu nehmen. In Bohnen und Nüssen kommen pflanzliche Proteine vor, die aus anderen Aminosäuren aufgebaut sind als Rindfleisch. Und der Körper benötigt verschiedene Aminosäuren für verschiedene Aufgaben. Abwechslung ist also gut. Bei Fetten sollte man darauf achten ungesättigte Fettsäuren zu sich zu nehmen, allerdings bin ich hier vorsichtig, was ich sage, denn vor Kurzem habe ich gelesen, dass auch gesättigte Fettsäuren durchaus eine Relevanz im menschlichen Körper haben. Also gerne auch mal Butter essen, aber zum Braten und Backen lieber Pflanzenöl benutzen.
Ich hoffe, dieser Text konnte euch etwas weiterhelfen. Ich hatte eine Freundin, die der festen Überzeugung war, dass sie einfach immer nur weniger essen könne und damit abnehmen würde, und die sich dann wunderte, weswegen sie nicht mehr weiter abnimmt. Zwischenzeitlich war sie bei einer täglichen Kalorienzufuhr von 800kcal. Da ich nicht möchte, dass dasselbe Schicksal auch andere ereilt, hoffe ich, dass der ewige Diätenwahnsinn irgenwann ein Ende findet und durch eine gesunde Einstellung zum Essen ersetzt wird. Auf jeden Fall war es mir aus diesem Grund wichtig, diese Fakten auf einen Blick verfügbar zu machen.
No comments:
Post a Comment