Tuesday, 28 April 2015

Welcome To Night Vale - Podcast-Serie

Neben der Arbeit habe ich oft Zeit, mir Gedanken über alles und nichts zu machen, was an einigen Tagen sehr hilfreich ist, z.B. wenn man gerade an einer Masterarbeit schreibt, und an anderen nicht wünschenswert, weil man es in seinem eigenen Kopf nicht aushält. Für die zweitere Art von Tagen habe ich eine Lösung gefunden: Audio-Bücher. 

So habe ich neben der Arbeit gleichzeitig Dan Brown Bücher oder "Beautiful Creatures" gehört. Der einzige Nachteil in meinem Fall ist, dass ich die Bücher immer erst teilweise auf mein Handy, das mir auch als mp3-Player dient, übertragen muss, was an manchen Tagen einfach zuviel Aufwand ist. Deswegen habe ich begonnen, mich für Podcasts zu interessieren und bin dabei auf die Serie "Welcome To Night Vale" gestoßen, die mich mit ihrem absurden Humor und den wahnwitzigen Plots sofort begeistern konnte. Und damit bin ich nicht allein, WTNV wurde 2013 auf Platz 2 der Top Ten Podcasts auf iTunes gewählt und wurde im Juli des selben Jahres noch zum am häufigsten heruntergeladenen Podcast. 

Worum es geht? "Welcome To Night Vale" ist ein Podcast in Form einer Radionachrichtensendung vorgetragen von Cecil Gershwin Palmer (gesprochen von Cecil Baldwin), welche die Nachrichten der kleinen Wüstenstadt Night Vale sendet. Night Vale ist aber keine gewöhnliche Stadt, sondern in Night Vale sind alle Verschwörungstheorien war, Engel leben gemeinsam mit einer älteren Dame in einem Haus, weil diese ihnen Asyl bietet, der Star-Footballspieler der Highschool Mannschaft hat zwei Köpfe, die Bibliothek ist "nicht zu wissen", im Verbotenen Hundepark tummeln sich vermummte Gestalten und niemanden scheint es zu verwundern. 
Besonders faszinierend ist es, wie der Podcast Themen wie Rassismus auf abstrakte Weise aufgreift und behandelt, so dass man sich nicht direkt mit der Nase darauf gestoßen fühlt. So sind es in Night Vale nicht Farbige, die mit dem Problem zu kämpfen haben, sondern die Engel. Carlos, offenbar hispanischer Herkunft, ist nicht nur ein angesehener Wissenschaftler, sondern wird gleichzeitig noch vom Moderator Cecil angehimmelt, womit auch Homosexualität aufgegriffen und als völlig normal dargestellt wird. Nicht hervorgehoben und übertrieben positiv oder negativ präsentiert, sondern neutral erwähnt. Nun gut, neutral ist Ansichtssache, wenn man sich Cecils Kommentare über Carlos' wundervolle Haarpracht anhört. 
Der Wetterbericht ist ein Musikstück, vorgetragen von unabhängig gesignten Künstlern und der Musikstil wechselt ebenso wie der Künstler oder die Künstlerin jedes Mal.

Die Serie wurde 2012 von Joseph Fink und Jeffrey Cranor ins Leben gerufen, nachdem sie die Idee zu der Serie über die Wüstenstadt hatten, in der alle Verschwörungstheorien wahr sind und selbst unter der Bowlingbahn ein weiteres Volk lebt. "Welcome To Night Vale" ist kostenlos und erscheint üblicherweise an jedem 1. und 15. des Monats, 2013 und 2014 gab es sogar Live-Shows und 2015 soll ein Buch erscheinen, in dem neue und bisher unbekannte Seiten von Night Vale gezeigt werden sollen. Herausgeber des Podcasts ist Commonplace Books.
Night Vale ist hauptsächlich ein Podcast, aber man kann den Geschehnissen in der Stadt auch auf ihre Homepage, Twitter, und Facebook folgen. 

Interessiert? Hier sind die Links zu verschiedenen Podcast-Apps etc.
Night Vale on Podbay (Android-phones)

Friday, 24 April 2015

Les Mills, nicht Les Mis - Vorteile des Gruppenfitnesskonzeptes

Ich bin ein regelmäßiger Fitnessstudiogänger und wie 90% meiner Mitmenschen (laut lesmills.com) bevorzuge ich Gruppenfitnessstunden. Warum? Weil ich mir nicht selbst überlegen muss, was ich mache, weil da jemand ist, der mich anfeuert, und nicht zuletzt, weil man viel Energie von denen bekommt, die da neben einem schwitzen. 
Aber was genau ist eigentlich dieses Les Mills und was macht es besser als andere Stunden?
Les Mills (Snr.) war eigentlich eine Person, ein Mann, der 1968 sein erstes Fitnessstudio eröffnete. Sein Sohn Philip, der in den 1980ern Rockbands managete, hatte dann die Idee, Stunden zu konzipieren, die von moderner Musik inspiriert und vorangetrieben wurden. Anfang der 1990er Jahre wurden dann Langhanteln mit in dieses Konzept eingeführt, 1997 wurde das Programm auf den Namen Body Pump getauft und in die Welt hinaus getragen. 
Heutzutage umfasst die Marke LesMills 18 unterschiedliche Programme, die in über 15.500 Fitnessstudios in über 80 Ländern zu finden sind. 

Soviel die Theorie. Aber was genau sind die Vorteile von Les Mills gegenüber "normalen" Stunden?
Les Mills Trainer bekommen ein Basistraining und viermal im Jahr bekommen sie den neuesten Les Mills Programmrelease und auch hierzu ein einführendes Training. Das bedeutet zum einen, dass die Trainer sich nicht selbst alle drei Monate neue Programme ausdenken und neue Musik suchen müssen, auf die die Bewegungen passen. Das spart den Trainern viel Zeit, die sie dann nutzen können, um das Programm besser zu verinnerlichen. Außerdem kann ein Trainer so vielseitigere Stunden unterrichten, ohne dass er (oder sie) sich viele verschiedene Stunden ausdenken muss. 



Als Kunden profitieren wir von den Les Mills-Programmen, erstens weil jeder Trainer zertifiziert sein muss, das bedeutet, er muss gewisse Standarts erfüllen. Sicherlich rettet einen das nicht vor schlechten Stunden, wenn ein Trainer mal einen schlechten Tag hat oder aber die Chemie zwischen Trainer und einem selbst nicht ganz stimmt, aber eine Grundqualität ist gegeben und das Risiko von Verletzungen durch unsachgemäße Einweisung in die Bewegungen gering. 
Zum zweiten wechseln die Programme alle drei Monate, das bedeutet zum einen, dass der Körper sich nicht so sehr an die Bewegungen gewöhnt, dass der Fortschritt stagniert, und zum anderen, dass es interessant bleibt. Und wenn ein Release mal langweilig ist, kann man in drei Monaten erleichtert aufatmen. 
Drittens weiß man, was passiert. Und das ist nach meiner Erfahrung vielen Fitnessstudiogängern sehr wichtig. Man will wissen, worauf man sich einlässt, wenn man zu einer Stunde kommt, wissen, was einen erwartet und was von einem gefordert wird. Wenn ich Lust auf hartes Intervalltraining habe, dann möchte ich das auch bekommen und nicht 55min. Ausdauertraining machen. 
Viertens sind die Programme überall auf der Welt dieselben. Wenn ich also in Shanghai in eine Body Pump-Stunde gehe, kann ich dasselbe erwarten wie in Neu-Seeland. Nur eben auf Chinesisch. Manchmal sind die Programmreleases etwas versetzt, so dass man vielleicht in ein älteres oder neueres Programm gerät, aber zumindest die Grundstruktur ist dieselbe. 

Zu den LesMills-Programmen gehören Body Pump (ein 50-55 minütiges Langhantel-Muskelausdauertraining), Body Balance (eine Mischung aus Yoga, Tai Chi und Pilates mit anschließendem Savasana), Body Attack (das was man gerne als klassisches Gruppenfitnesstraining sieht, wo viel gehüpft und gesprungen wird), Body Combat (eine auf verschiedenen Kampfsportarten beruhende hochintensive Intervallstunde), Body Vive (etwas ruhigeres Cardio- und Muskeltraining), Body Step (das andere klassische Gruppenfitnessmodell mit einem Stepbrett), Body Jam (eine sehr choreographierte Tanzstunde), Sh'Bam (auch ein Tanzworkout, allerding mit etwas einfacheren Choreos), RPM (Spinning), CX Worx (hardcore Core Workout), die Grit-Serie (HIIT-Stunden die sich auf unterschiedliche Bereiche konzentrieren; Strength: Krafttraining, Plyo: plyometrische/explosive Bewegungen und Cardio: Herz-Kreislauftraining) und zuletzt die Born To Move-Reihe für Kinder. 

Ich werde hier über meine Lieblingsstunden bloggen, aber mehr Infos findet ihr auch auf lesmills.com. 




Friday, 17 April 2015

Rezept: Protein Pancake

Man hört es ja immer wieder, besonders wenn man sich etwas mehr mit Fitness und Sport auseinandersetzt:
"Zum Frühstück musst du Protein essen, das hält dich länger satt." und eigentlich sollte man immer mehr Protein essen, wenn irgendmöglich. Während der Otto-Normal-Verbraucher vielleicht tatsächlich gut daran täte, weniger Kohlenhydrate und mehr Proteine zu essen, vertrete ich dennoch die Ansicht, dass man keine Makronährstoffgruppe komplett von seinem Speiseplan streichen sollte. Trotzdem versuche ich, Kohlenhydrate zu großen Teilen aus Gemüse und Früchten, den Rest aus Vollkornprodukten zu erhalten und auch sonst den Anteil an Kohlenhydraten in meiner Ernährung in Maßen zu halten. Ich esse Vollkornbrot und Vollkornpasta, Quinoa, Haferflocken und braunen Reis, aber für mich persönlich hat sich heausgestellt, dass ich davon nicht viel brauche. Hierbei handelt es sich um kein genaues Ernährungsprogramm sondern einfach darum, was sich im Laufe der Jahre und Experimente für mich als am passendsten herausgestellt hat. Je nach Trainingsintensität am jeweiligen Tag variiert auch meine Ernährung etwas, aber ein go-to Frühstück, dass ich gerne esse, sind Protein Pancakes. Dazu esse ich oft noch einen Apfel oder eine halbe Grapefruit.

Goldbraun, so sollten sie aussehen. Tun sie aber leider nicht immer. Nicht einmal nach Jahren des Trainings.

Das Grundrezept für meine Protein Pancakes ist sehr einfach:
1/2 Banane
1-1,5 Meßlöffel Proteinpulver nach Wahl
3 Eiweiß

Man quetscht die Banane zu Mus, gibt das Proteinpulver und das Eiweiß hinzu und lässt das ganze dann in einer angeheizten Pfanne goldbraun backen. The End.

Ich mag allerdings Variationen dieses Rezeptes:

Variation 1: Blaubeer Pfannkuchen. Einfach in den Teig etwas Blaubeeren hinzufügen. Nach Belieben auch einen Esslöffel gemahlene Leinsamen. Diese Variante mache ich gern mit Erdbeer-Sojaprotein oder Vanille-Wheyprotein.

Variation 2: Kokospfannkuchen. Einen Esslöffel Kokosflocken in den Teig hinzufügen. Dieses Rezept habe ich besonders gern mit dem Leader Lime-White Chocolate Whey Protein gemacht, dann schmeckt es gleich noch exotischer, allerdings habe ich die Leader Produkte in Deutschland noch nicht gesehen. Diese Variante der Pancakes wird oft ein bisschen trocken, deswegen kann man gut etwas saftige Mango dazu essen.

Variation 3: Chocolate Chip (and Peanut Butter). Jetzt befinden wir uns schon wieder im nicht mehr ganz so gesunden Bereich, aber wen störts, wenn die Pfannkuchen so lecker schmecken. Dem Teig einen halben Esslöffel Erdnussbutter und einen Esslöffel Chocolate Chips (zartbitter) hinzufügen. Hierfür eignet sich am besten Vanille- oder Schokoladen-Wheyprotein.

Variation 4: extra Kohlenhydrate. Wie ich schon sagte, esse ich eigentlich gerne kohlenhydratarm, aber an harten Trainingstagen verlangt der Energieverbrauch einfach Kohlenhydrate zum Frühstück, besonders wenn das Training morgens stattfinden soll (kurzes Cardiotraining mache ich oft auf leeren Magen, aber bei Krafttraining oder längeren Einheiten ist das definitiv nicht zu empfehlen). Deswegen ergänze ich das Grundrezept an solchen Tagen gern mit einem gehäuften Esslöffel Haferflocken. Weil der Pfannkuchen dadurch oft trocken wird, kombiniere ich das Ganze oft mit Version 1 und gebe auch etwas Blaubeeren hinzu.



Guten Appetit!

Tuesday, 14 April 2015

London under the radar - Bist du hier schon mal gewesen?

Urlaub in London. Fast jeder ist schon einmal dort gewesen und fast jeder hat dieselben Urlaubsfotos. Eine rote Telefonzelle vor dem Turm von Big Ben. Trafalgar Square. Buckingham Palace. Hyde Park und Marble Arch. Oxford Street. Carnaby Road. Covent Garden. Vielleicht das London Eye -Riesenrad oder das Lloyd Building. Der Tower. Theaterliebhaber haben vielleicht das eine oder andere Bild vom Shakespeare's Globe Theatre. Dann gibt es die Museumsgänger, die Bilder vom British Museum gemacht haben, vielleicht auch vom Museum of Natural History. Baker Street ist auch immer ein beliebtes Ziel für Touristen. All diese Sehenswürdigkeiten sind nun einmal auch genau das: sehenswert. Aber es muss doch auch Ziele abseits der ausgetretenen Pfade der Touristen geben, oder?

London gehört zu den Städten, in denen ich mich zuhause fühle. Genauergesagt: The City of Westminster ist eine dieser Städte. Um noch genauer zu sein: Paddington und Marylebone. Das alles habe ich einem Zufall zu verdanken, eine Freundin und ich haben nach einem günstigen Hotel gesucht und das günstigste Hotel war in Paddington, nicht weit entfernt von der Tube Station mit demselben Namen. Seither habe ich in diesem Hotel eigentlich jeden meiner Londonurlaube verbracht.

Mews in Paddington und Aussicht von meinem Hotelfenster

Und Paddington ist ein guter Ausgangspunkt für Londontouristen. Aber wo genau finde ich ein Hotel in der Gegend? Ehrlich gesagt, Paddington ist voll von Hotels, aber ein schöner Ausgangspunkt sind Praed Street und Sussex Gardens. Ich liebe Sussex Gardens, eine idyllische Straße gesäumt von den typischen Londoner "terraced houses", die größtenteils als Hotels dienen. An der Praed Street liegt das Hilton, aber eigentlich stolpert man in der gesamten Gegend alle zwei Meter über ein Hotel.



Wie ich bereits sagte, fühle ich mich auch in Marylebone sehr wohl. Die Baker Street z.B. liegt in Marylebone, Regent's Park und Madam Tussaud's sind weitere Anhaltspunkte. Und wo wir vom Regent's Park sprechen; am nördlichen Rand des Parks fließt der Regent's Canal, der sich von Paddingtonentlang dem Zoo über Kentish Town und Camden bis hin nach Limehouse und zur Themse erstreckt. In einem etwas verwinkelten Teil des Kanals kurz nach dem Zoo, etwas vor Camden, wenn man von Paddington aus kommt, versteckt sich Little Venice im Stadtteil Maida Vale. Es ranken sich viele Geschichten darum, wer diese kleine Ecke des Kanals benannt hat. Manche Leute behaupten, es wäre der Dichter Robert Browning gewesen, der eine Zeit lang hier lebte, andere sagen schon Lord Byron hätte diesen Teil des Kanals so genannt. Im Endeffekt ist es auch egal, wichtiger ist die Frage, warum man diesen Teil des Kanals so genannt hat: und zwar weil sich hier die Anlegestellen vieler bunter Hausboote befinden, die den Kanal säumen.

Selbst das chinesische Restaurant Feng Shang Princess, das hier gelegen ist, scheint zumindest teilweise auf dem Wasser zu schwimmen. Little Venice ist definitiv einen Spaziergang wert und bei schönen Wetter ist es durchaus lohnenswert, bis nach Camden hinauf zum Camden Lock den Kanal entlang zu schlendern.

Ein weiterer Ort, der einen Besuch wert ist und nicht all zu weit abseits der üblichen Touristenattraktionen gelegen ist, ist Neal's Yard im Stadtteil Covent Garden. Neal's Yard ist ein kleiner kunterbunter Innenhof, gelegen an einem Durchgang zwischen Short Gardens und Monmouth Street, in dem ein Café, Friseur, ein Walk-in Backrub und nicht zuletzt auch Neal's Yard Remedies beheimatet sind. Der Hof an sich ist schon einen Besuch wert, aber ich selbst bin auch ein großer Fan der Kosmetik von Neal's Yard Remedies. Und ich sitze gerne mit einem Kaffee in dem kleinen Hof und gucke mir die unterschiedlichen Menschen und ihre Reaktionen auf den ungewöhnlichen, fast schon hippiehaften Hof an.

Eingang zum Neal's Yard


Zu Covent Garden fällt mir ein, eine meine Lieblingspizzerien ist im Jubilee Market gelegen, auch wenn sie von außen nicht nach viel aussieht, so ist die Pizza und Pasta dort vorzüglich und die Bedienung immer super freundlich und italienisch-lebendig. Der Name der Pizzeria ist "Prima Sapori d'Italia".
Vor der Saint Paul's Church am Covent Garden spielt auch eine der Szenen aus einem meiner Lieblingsbücher "Die Flüsse von London" von Ben Aaronovitch. Dessen Bücher eignen sich auch als Reiseführer zu unbekannteren Teilen Londons. Dies nur als kleiner Hinweis am Rande.

Von dort aus ist es nur ein Katzensprung zum The Strand, den man von Covent Garden aus in Richtung Osten entlang wandern kann. Hierbei stößt man auf eine Kirche auf einer Verkehrsinsel, geht vorbei an den Royal Courts of Justice, dem Temple Bar Monument (wo man offiziell von der City of London in die City of Westminster eintritt) und dabei auch dem Stammhaus von Twinings (ja, der Tee).

Temple Bar Monument und Royal Courts of Justice

Auch so manchen alten Pub kann man hier finden, wie z.B. das "Ye Olde Cock Tavern", vor dessen Hintertür eine australische Bardame in den 1980ern einen körperlosen Kopf fand. Angeblich handelte es sich bei dem Kopf um keinen geringeren als den des Dichters und Dramaturgen Oliver Goldsmith, dessen Grab sich ganz in der Nähe befindet. Aber halt, der liegt schon an der Fleet Street. Und wen findet man sonst noch in der Fleet Street, zumindest der Legende nach? Richtig, Sweeney Todd, den mörderischen Barbier. Wenn ihr an Temple Bar vobei seid, ist auf der nördlichen Straßenseite der Bell Yard. Hier hatte Mrs. Lovett ihren gefeierten Pastetenladen und Sweeney Todds Friseursalon befindet sich nur wenige Meter weiter entlang der Fleet Street hinter der Nummer 185 im Hen and Chickens Court. Ein wenig ironisch scheint die Kirche, die zwischen beiden Läden liegt, bedenkt man dass Mr. Todd Mrs. Lovett mit frischem Fleisch belieferte. Die Legende von Sweeney Todd ist fiktiv, aber trotzdem lässt einem die Vorstellung eine wohlige Gänsehaut den Rücken herunter laufen.

Einige sehenswerte Gebäude und Gärten finden sich auch hier ganz in der Nähe; wenn ihr aus Richtung Twinings kommt, dann geht am Besten am Tesco Express und am Fleet Street Press vorbei und direkt neben dem Fleet Street Press findet ihr den Eingang zum Inner Temple. Dort geht ihr einfach in die Middle Temple Lane und diese dann entlang bis zum Pump Court, einem schönen Innenhof.

Blick von den Klostergängen in den Pump Court

Eben dieser Innenhof ist am 26.1.1679 komplett abgebrannt, weil die Themse überfroren war und so die Wasserpumpen nicht genügend Löschwasser zubringen konnten. 1686 wurden die Gebäude rund um den Hof neu gebaut und um an die Tragödie zu erinnern, wurde mit der Sonnenuhr an der Wand die Inschrift "Shadows we are and Like shadows we shall depart" angebracht. Wenn ihr weiter den Hof entlang zur anderen Seite geht, findet ihr euch in den Klostergängen wieder, von dort aus haltet euch links und ihr kommt zur Temple Church, die 1185 von den Tempelrittern erbaut wurde. In der Kirche könnt ihr steinerne Effigien der Tempelritter sehen, die Kirche kam unter anderem in dem Buch (und Film) "Das Sakrileg/DaVinci-Code" vor.

Temple Church, bekannt aus dem Film "Das Sakrileg"

Wenn ihr an der Kirche vorbei zum King's Bench Walk geht, biegt ihr hier am besten nach rechts ab und lauft zur Crown Office Row. Hier biegt ihr nach rechts in die Straße ab. Zu eurer Linken seht ihr die Temple Gardens, ihr befindet euch jetzt im Inner Temple. Wenn ihr dem Weg weiter folgt trefft ihr wieder auf die Middle Temple Lane und könnt nach links abbiegen, die euch zum Victoria Embankment führt. Ihr könnt aber auch weiter durch die WBlogger is a free blog-publishing tool from Google for easily sharing your thoughts with the world. Blogger makes it simple to post text, photos and video onto your personal or team blog.ege im Inner Temple stromern und euch die vielen schönen Gebäude und Gartenanlagen ansehen. 

Wenn man schon mal am Victoria Embankment ist, kann man aber auch bis zur Blackfriars Bridge vorgehen, diese überqueren und am Doggetts nach der kleinen Treppe suchen, die hinab zur Themse führt. Ja, richtig, hier kann man hinab zum Themsufer steigen, wieder ein gutes Stück in Richtung London Eye zurückwandern und sich die Zehen vom Themswasser benetzen lassen. Auch wenn letzteres aufgrund der fraglichen Sauberkeit der Themse vielleicht nicht empfehlenswert ist. Aber gerade an einem sonnigen Abend ist das Panorama dort am Wasser wunderschön. 

Das Themsufer und meine Fußspuren im Sand der Themse

Ansonsten kann ich auch die Italienischen Terrassen in den Kensington Gardens empfehlen, von dort kann man sich auch gut auf eine morgendliche Joggingtour durch Kensington Gardens und Hyde Park begeben. Auch die Peter Pan Statue in den Kensington Gardens hat es mir angetan. 

 Pan und ich, morgens um sechs


Eingang zu den Kensington Gardens und die Italienische Terasse

Oh, und wenn ihr wirklich gut indisch essen gehen wollt, dann lohnt es sich, das Restaurant Gopal's of Soho aufzusuchen (12 Bateman Street). Wer Starbucks für seine Kirche hält und schon immer mal einen Starbucks in einer Kirche besuchen wollte, der ist im Starbucks nahe der Tube Station Cannon Street (38 Walbrook) genau richtig.


St. Starbucks?

Von hier aus geht ihr vielleicht auch gleich weiter zur Queen Victoria Street, diese in Richtung Watling Street (also in Richtung St. Pauls) und genau gegenüber der Einmündung der Watling Street in die Queen Victoria Street findet ihr das Fundament des römischen Mithras Tempels. Von hier aus könnt ihr auch die Watling Street in Richtung Bow Lane entlang gehen, wo sich die belebtesten engen Gassen der Stadt befinden, zumindest zur Mittagszeit, denn in dieser kleinen Gasse befinden sich Restaurants und auch Willamson's Tavern, die auf dem Grund und Boden steht, wo sich seinerzeit die Residenz von Sir John Oldcastle befand, dem Mann, der Shakespeare zu seinem Charakter Falstaff inspirierte. Am Ende der Bow Lane findet ihr auch die Kirche St Mary le Bow. Diese Kirche ist insofern relevant, dass man, um ein wahrer Cockney zu sein, innerhalb des Klanges der Glocken dieser Kirche geboren sein muss. 
In der City, direkt am Fuße des Lloyd Buildings, befindet sich auch Leadenhall Market, ein harscher nostalgischer Kontrast zu all den modernen Glas-und Metallfassaden ringsum. 

Leadenhall

Aber jeder hat seine eigenen Interessen und findet andere Dinge schön, deswegen sollen dies hier nur ein paar Anhaltspunkte sein, mithilfe derer ihr ein wenig abseits der Hauptattraktionen unterwegs sein könnt.

Hektik in der Tube Station Tottenham Court Road

Aber eines der schönsten und überraschendsten Dinge, die man in einer Stadt wie London tun kann, ist verloren zu gehen. Sich zu verlaufen. So stolpert man über die schönsten Ecken, die man mit Reiseführern nie entdeckt hätte. In diesem Sinne: "Get lost" ;) 

Skaterparadies am Southbank

Eine Buchempfehlung, die ich in diesem Zusammenhang aussprechen kann, ist das Buch "London - History & Mystery, 24 walking tours" von Richard Jones. Großartige Touren, die mich und meine beste Freundin auf interessante Wege und durch unheimliche Gassen und Hinterhöfe geführt hat. 



Friday, 10 April 2015

Mein Emigrantenleben und ich - oder: Auswandern leicht gemacht

Ich lebe seit nunmehr fast sieben Jahren in Tampere, Finnland und habe meine Entscheidung auszuwandern nie bereut. Sicher, es gibt Momente in denen es komisch, traurig, unangenehm oder problematisch ist, so weit von der eigenen Familie und vom Heimatland entfernt zu sein, aber in den Jahren, die ich hier verbracht habe, habe ich auch sehr viele schöne, lehrreiche und interessante Erfahrungen gemacht und viel gelernt - besonders über mich selbst. 
Auswandern ist eine Extremerfahrung, selbst wenn man genau weiß, wo man hinzieht und was einen dort erwartet. Denn, was einen dort erwartet, das weiß man nie so ganz genau, egal wie sicher man sich dessen ist. Ich kannte die Stadt in der ich heute lebe schon länger, als ich mich entschloss, endgültig zu emigrieren. Vor meinem Umzug ins Ausland hatte ich schon insgesamt vier Monate in Tampere gelebt (einen Sommer verbrachte ich drei, den darauf folgenden einen Monat dort), doch es stellte sich schnell heraus, dass es eine Sache ist, in einer Stadt Urlaub zu verbringen und seine Sprachkenntnisse aufzupolieren, aber eine andere, wenn man dort tatsächlich einen Alltag hat. Hinzu kam, dass weder ich noch die beiden Freundinnen, mit denen ich seinerzeit her zog, hier einen Job hatten. 

Tampere im Winter. Einer der Gründe weswegen ich diese Stadt liebe.

Um uns den Papierkampf bei der Einwanderung zu erleichtern, kamen wir als Austauschstudenten ins Land. Wir hatten mit unserer Universität einen Erasmus-Aufenthalt von einem Jahr vereinbart, was uns auch in Bezug auf die Wohnungssuche weiterhalf. In Finnland gibt es in jeder größeren Stadt mit einer Universität Studentenwohnheime, auch solche mit komplett eingerichteten Zimmern für Austauschstudenten. Da wir uns mit dem System schon auskannten, weil wir einen Sommer bei der Studentenwohnungsgesellschaft in Tampere schon Unterschlupf gefunden hatten (im Sommer stehen die Wohnungen oft leer - falls ihr längere Zeit in einer finnischen Stadt verbringen und wenig für Unterkunft zahlen möchtet, ist das ein gute Anlaufpunkt), war es kein Problem eine Wohnung zu finden, sobald wir die Zusage von der Universität hatten. Auch die polizeiliche Registrierung war durch das Auslandsjahr an der Universität leichter zu begründen, als wenn wir der Polizei hätten erklären wollen, dass wir nach Tampere ziehen wollen, ohne Job, ohne Angehörige etc. Außerdem bot uns dieses eine Jahr auch die Möglichkeit in Ruhe zu sehen und auszuloten, ob Tampere wirklich das ist, was wir wollen.
Tip 1: Dementsprechend kann ich Studenten, die mit dem Gedanken spielen nach dem Studium auszuwandern, nur empfehlen ein Auslandsjahr in dem entsprechenden Land, wenn möglich in der entsprechenden Stadt zu organisieren. Wenn euch doch etwas stört, ist es einfacher einen Rückzieher zu machen, ansonsten ist selbst innerhalb Europas der Kampf mit der Bürokratie sehr viel einfacher als wenn ihr auf eigene Faust loszieht. Ich selbst habe keine Erfahrung mit dem Auswandern über den Arbeitgeber, aber nach allem was ich von anderen Auswanderern gehört habe, ist das noch mal einen Tick einfacher, weil der Arbeitgeber vieles für den Arbeitnehmer organisiert. Hinzukommt, dass eine Arbeitsstelle vor Ort sicher ist.

Das war die nächste Hürde. Eine eigene Wohnung haben wir recht schnell gefunden, aber an eine Arbeitsstelle war es sehr viel schwerer heranzukommen. Vor allem weil die Zeit drängte, unsere Eltern wollten unser Vornehmen schließlich nicht ewig unterstützen. Wir hatten Glück im Unglück. Unglück war, dass wir uns zum einen schlecht über die Arbeitsmarktsituation in dem Land und insbesondere der Region erkundigt hatten. Wir waren alle drei frisch fertig studierte Bachelor of Arts, hatten also Geisteswissenschaften studiert, ohne Erziehungswissenschaften war damit am Arbeitsmarkt in einer Industriestadt wenig anzufangen. Zumal ich selbst Kommunikationswissenschaft studiert und mehrere Praktika im Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit absolviert hatte. In einem fremden Land, dessen Sprache man zwar gut oder sogar sehr gut, aber nun einmal nicht auf demselben Level wie Muttersprachler spricht und schreibt, war das allerdings nur wenig wert. Mal um Mal kam die Antwort zurück: "Wir benötigen Fachkräfte, deren Muttersprache Finnisch ist". Wenn denn eine Antwort kam.
Tip 2: Informiert euch im Vorraus über die Arbeitslage in dem Land und die vertretenen Industriezweige und Arbeitsbereiche in der Stadt die euch interessiert und überprüft, ob diese mit euren Qualifikationen übereinstimmen. 

Aber ich habe von Glück im Unglück gesprochen und davon, dass ich mittlerweile seit sieben Jahren hier wohne, nicht wahr? Unser Abenteuer Auswandern wäre sicherlich ein kurzes gewesen, wenn wir damals keine Arbeit gefunden hätten, aber es kam anders. Ich will mich gar nicht an den Herbst damals erinnern, die Stunden, die wir auf dem Arbeitsamt oder in der Bibliothek verbrachten, um Bewerbungen zu schreiben, weil wir kein Internet zuhause hatten. An einem dieser Nachmittage jedoch bewarb ich mich auf eine Stelle im Stadtzentrum, bei einem Reinigungsunternehmen. Einige Stunden später bekam ich einen Anruf und wurde zu einem Bewerbungsgespräch am nächsten Morgen eingeladen. An diesem Punkt wollte ich nur noch Geld verdienen und dachte mir, dass Putzen eigentlich auch ganz nett ist, auch wenn ich eigentlich nicht dafür studiert hatte, um Putzfrau zu werden. 
Am nächsten Morgen wurde mir eine andere Stelle angeboten als die, auf die ich mich ursprünglich beworben hatte. Irgendwo war eine Verwechslung geschehen, aber das Unternehmen suchte gerade händeringend Leute für eine neue Zweigstelle, welche die Züge der Finnischen Bahn putzen sollte. Der Job war 5min von unserer Wohnung entfernt und wäre interessanter als das Putzen von Bürogebäuden. Außerdem brauchte ich Geld. Dringend. Ich sagte also zu und bekam dann einige Stunden später die Zusage von meiner zukünftigen Chefin. Die mich dann auch gleich fragte, ob ich noch andere motivierte und arbeitssuchende Leute kenne. Ich gab ihre Emailadresse meinen beiden Freundinnen und schon wenige Tage später hatten auch sie einen Job. Glück im Unglück, nicht wahr? 
Aber es kam noch besser; erst einmal waren unsere Arbeitskollegen aufgrund des schnellen Arbeitstempos und der Arbeitsumgebung alle jung und beweglich. Wir waren fast alle im selben Alter, die meisten in der gleichen oder ähnlichen Lebensphase. Viele meiner ehemaligen Arbeitskollegen zähle ich noch heute zu meinen besten Freunden. Zweitens mochten meine beiden Vorgesetzten mich. So sehr, dass sie mir anboten, mich für den Sommer für die Urlaubsvertretung meiner direkten Vorgesetzten zu trainieren. Ich sagte zu. Und lernte Personalleitung, das Erstellen von Dienstplänen; im Laufe der Jahre habe ich sogar das eine oder andere Bewerbungsgespräch führen dürfen, habe Arbeitnehmern kündigen müssen, mir ihre Probleme angehört, die Arbeitsausführung geplant. Ich durfte auch hinter die Kulissen der Finnischen Bahn schauen und sehen, wie ein landesweites Logistikunternehmen geführt wird, wie es funktioniert. Doch im darauffolgenden Sommer kam es anders: meine Chefin, die Leiterin unserer gesamten Abteilung, kündigte unerwartet aus gesundheitlichen Gründen. Meine direkte Vorgesetzte teilte mir mit, dass ich die einzige wäre, die diesen Job auch nur einigermaßen erledigen könnte, weil die Zeit zu kurz war, jemand neues zu schulen. So war ich in diesem Sommer gleich in die Chefetage mit Rechnungen, Lohnabrechnungen, Kundenkontakten und allem Drum und Dran gerutscht. Nach dem Sommer wurde aus meiner direkten Vorgesetzten meine Chefin und die nun freie Stelle der direkten Vorgesetzten ging an... jemand anderen. Weil Finnisch nicht meine Muttersprache sei und ich deshalb Probleme mit den Kundengesprächen haben könne. Allerdings machte ich weiterhin Vertretungen und im darauffolgenden Sommer wurde meine neue direkte Vorgesetzte schwanger und ich bekam ihre Stelle für die Zeit ihrer Schwangerschaft. Gegen Ende dieser Zeit begann ich ein neues Studium, hatte also sowieso keine Zeit mehr für eine Volltagsstelle und ging zurück zum einfachen Putzen. Nach den Jahren an Erfahrung, die ich in dieser Zeit hatte sammeln dürfen, war mir das allerdings auch ganz recht. Auch wenn es nach außen vielleicht nicht so aussieht, aber das Putzbusiness ist ein Haifischbecken und die Konkurrenz ist groß. Preise werden unterboten, bis man kaum mehr das Gehalt der Angestellten zahlen kann, weswegen die eh schon knappen Arbeitszeiten noch weiter verkürzt werden. 
Heutzutage arbeite ich an meiner Masterarbeit und putze in einer Firma in der meine Stunden sich danach richten wie lange ich brauche und in der Stadtbibliothek. Und gibt es etwas schöneres, als bei der Arbeit von Büchern umgeben zu sein? Ja, von Büchern und netten Büchereiangestellten umgeben zu sein und genügend Zeit zu haben seine Arbeit richtig zu machen. Trotzdem möchte ich die Erfahrungen nicht missen, die ich in der Personalleitung gemacht habe. Ich habe mich in Organisation und Führungsrollen üben dürfen und gemerkt, dass mir beides liegt. Außerdem war kein Tag wie der andere und ich habe auch hinter die Kulissen von vielen anderen Firmen und Veranstaltungsorten gucken dürfen. Bin an Orte gekommen, an die sonst niemand so ohne weiteres darf. Denn auch wenn die Arbeit als Putzfrau manchmal - bitte verzeiht die Wortwahl - buchstäblich scheiße ist, so sieht man Dinge, die nicht jeder sieht. Außerdem lernt man zu arbeiten und sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen. 
Tip 3: Manchmal braucht man auch ein wenig Abenteuerlust und muss einen Schritt in eine Richtung tun, die einem unangenehm oder waghalsig erscheint. Manchmal muss man Dinge tun, die man nicht tun möchte. Oft hängt das Ergebnis des Ganzen aber nur von der eigenen Einstellung ab. Mit einer positiven Grundeinstellung und einer guten Arbeitsmoral kommt man weit, selbst wenn es für Außenstehende vielleicht nicht danach aussieht. 


Auch im Sommer kann sich die Stadt sehen lassen. 

Eine Sache, die ich so nicht erwartet hätte, war allerdings der Kulturschock, der irgendwann einsetzt. Nicht in den ersten Tagen, manchmal nichtmal im ersten Jahr. Aber je länger ich hier bin, desto mehr bemerke ich Unterschiede zwischen der finnischen und der deutschen Kultur. Und diese Unterschiede sind keine meilenweiten, auffälligen Unterschiede, sondern klein, kaum merkbar. 
Ein Beispiel ist z.B. die Sprechkultur. Finnen gelten generell in der Welt als wortkarg, das sind sie aber durchaus nicht oder zumindest nicht alle. Finnen reden nur anders. Auch finnische Small Talk Themen unterscheiden sich von deutschen. Während man in Deutschland gerne fragt, was jemand eigentlich beruflich macht, kann ein Finne das schnell als zu persönlich empfinden. Finnen fragen lieber, woher jemand kommt oder was man am Wochenende vorhat. Was ich allerdings selbst immer wieder feststelle, ist dass mich Finnen als unhöflich empfinden. Aber warum, ich bin doch eigentlich ein sehr höflicher Mensch? Der Grund dafür liegt im Pausenverhalten bei Gesprächen. Während im Deutschen rhetorische Pausen und Redepausen generell recht kurz gehalten werden, benutzen die Finnen einmal recht viele und dann für mich als Deutsche sehr lange Pausen. Und trotz sieben Jahren in Finnland passiert es mir noch heute, dass ich denke, dass der Redebeitrag meines Gegenüber schon vorbei ist, wenn mein Gegenüber eigentlich nur eine kleine rhetorische Pause einlegt. Und dementsprechend fühlt sich mein Gegenüber, als wäre ich ihm über den Mund gefahren. Außerdem verstehe ich bis heute noch nicht ganz wie der Sprecherwechsel im Finnischen funktioniert, denn oft bemerke ich in Gesprächen, dass ich kleine Hinweise, dass jetzt die nächste Wortmeldung dran wäre, nicht wahrnehme. 
Auch das Alkoholverhalten der Finnen ist anders. Die Finnen trinken nicht jeden Tag ein Bierchen oder ein Glas Wein zum Abendessen. Finnen sind den größten Teil de Woche abstinent. Wenn sie dann aber trinken, dann trinken sie bis zum Anschlag. Finnen gehen dementsprechend auch mit Betrunkenen sehr viel gelassener um, denn morgen könnten das sie selbst sein. Diese Ruhe im Umgang mit Betrunkenen habe ich nie gelernt.
Tip 4: Kulturelle Unterschiede sind wichtig. Sie zu bemerken ist wichtig. In Ländern wie Indien und Japan sind sie so offensichtlich, dass man nicht umhin kann, sie zu bemerken, doch auch zwischen zwei Ländern, deren Kulturen augenscheinlich gleich sind, gibt es kleine Unterschiede. Und gerade diese kleinen Unterschiede sind es, die viel ausmachen. Gerade diese kleinen Details im Verhalten gilt es zu bemerken. Haltet also die Augen offen. 

Meine Zeit hier in Tampere neigt sich ihrem Ende zu. Nicht weil ich unbedingt hier weg möchte, sondern aus dem einfachen Grund, dass ich meinen Masterabschluss im Juni in der Hand halten werde und dann in dieser Stadt, insbesondere bei der aktuellen wirtschaftlichen und arbeitsmarkttechnischen Lage in Finnland und in Tampere keine Arbeitsstelle in meinem Gebiet finden werde und ich nicht mehr die Kraft habe, mir in Helsinki ein neues Leben aufzubauen. Außerdem wird es mit jedem Jahr ein klein wenig schwerer, den Alltag in einer Fremdsprache zu bestreiten. Man merkt das in den ersten Monaten und Jahren noch nicht, weil die Begeisterung überwiegt, aber irgendwann fühlt man sich, als würde man selbst durch Wasser waten, während die Menschen um einen herum auf einem netten gepflasterten Gehweg an einem vorbei ziehen. Und auch wenn ich Finnisch mittlerweile laut Aussage einiger Finnen so gut beherrsche, dass man mich nicht sofort als Nicht-Finnin erkennt, es ist anstrengend. Auch die Entfernung zu Familie und alten Freunden macht einem mit der Zeit zu schaffen, besonders wenn man Feiertage nicht mit ihnen verbringen kann. So sehr ich Tampere und meine Freunde, mein Leben hier vermissen werde, ich habe in dieser Stadt alles gelernt, was ich zu lernen hatte. Es wird Zeit für mich, neue Erfahrungen zu machen, neuen Herausforderungen entgegenzutreten. Ich bin ein bisschen aus Tampere herausgewachsen. Und das bringt mich zu meinen letzten Tips.
Tip 5: Nichts währt ewig. Auch wenn ihr jetzt überzeugt seid, dass ihr den Rest eures Lebens in einem anderen Land verbringen werdet: Zeiten ändern sich. Ihr ändert euch. Und nichts ist für immer. Habt keine Angst vor Veränderung, neuen Herausforderungen, auch nicht nach dem Auswandern, ich ziehe erst einmal zurück nach Berlin, aber ich könnte mir vorstellen, eine Zeit in London zu wohnen. Vielleicht in den USA. Bleibt flexibel.
Tip 6: Und vor allem genießt jeden einzelnen Tag. Nicht jeder macht diese Erfahrung und es gibt sovieles zu entdecken. Die Erfahrungen, die ihr machen werdet, werden euch verändern, ihr werdet vieles lernen, werdet selbstständiger, unabhängiger und selbstbewusster. Nehmt alles mit, was diese Erfahrung euch gibt, Erfolge, Enttäuschungen, Glückserlebnisse und traurige Momente.

Ich würde nichts an meiner Geschichte ändern, auch nicht das (vorläufige) Ende. 

Tuesday, 7 April 2015

What's in a name? - Jedentagleben * Jeden Tag Leben * Jeden Tag leben

Wie übersetzt man eigentlich "everyday life" ins Deutsche? Alltag? Alltagsleben? 

Ich mag "Jedentagleben", weil es sich hierbei zum einen um einen furchtbaren Anglizismus handelt und davon ist die deutsche Sprache dieser Tage ja voll. Macht Sinn (dt.: Ergibt Sinn)? Zum anderen mag ich die Vieldeutigkeit von Jedentagleben, je nachdem wie man das Wort betont, bzw. auch ob man es überhaupt als ein einzelnes Wort sieht. 
Und wenn ich ganz ehrlich bin, alle guten Blognamen waren vergeben. Aber was ist schon gut?

Eines hat dieser Name jedoch für sich: er beschreibt in seiner Ambivalenz ziemlich genau, worum es in diesem Blog gehen soll, nämlich um mein Leben mit allem was dazu gehört und was mich interessiert. Und da gibt es viel: Sport, Fitness, Reisen, Bücher (vielleicht sogar Literatur), Filme, Beauty, Gesundheit und vieles mehr. Ich werde versuchen, die einzelnen Beiträge so zu taggen, labeln, kennzeichnen, dass ihr euch nicht durch alles durchwühlen müsst, wenn ihr etwas Bestimmtes sucht. 

Das hier ist mein erstes Blog (ehrlich, ich möchte Blog immer als männlich einordnen, was vielleicht vom deutschen Wort "Block" kommt?) auf Deutsch und so viel Freiheit wie es mir gibt, auf Deutsch zu schreiben, so komisch fühlt es sich auch an. Ich sollte dazu sagen, dass ich zwar Deutsche Sprache und Kultur studiert habe und mich Master of Arts in diesem Fach nennen darf, aber dass ich die letzten sieben Jahre in Finnland gelebt habe. Warum Finnland? Das ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden. Außerdem würde es den Rahmen dieser kurzen Einleitung sprengen. Jedenfalls bin ich im Alltag gewohnt entweder Finnisch oder Englisch mit meinen Mitmenschen zu sprechen und deswegen fühlt sich Deutsch nach so langer Zeit seltsam an. 
Was ich eigentlich sagen möchte, der englischsprachige große Bruder (männlich!) dieses Blogs ist ebenfalls auf blogspot und dessen Titel "Welcome To My Life" sagt es eigentlich in einem Satz. Willkommen in meinem Leben mit allem was dazu gehört. 


- Kitty