Tuesday, 14 April 2015

London under the radar - Bist du hier schon mal gewesen?

Urlaub in London. Fast jeder ist schon einmal dort gewesen und fast jeder hat dieselben Urlaubsfotos. Eine rote Telefonzelle vor dem Turm von Big Ben. Trafalgar Square. Buckingham Palace. Hyde Park und Marble Arch. Oxford Street. Carnaby Road. Covent Garden. Vielleicht das London Eye -Riesenrad oder das Lloyd Building. Der Tower. Theaterliebhaber haben vielleicht das eine oder andere Bild vom Shakespeare's Globe Theatre. Dann gibt es die Museumsgänger, die Bilder vom British Museum gemacht haben, vielleicht auch vom Museum of Natural History. Baker Street ist auch immer ein beliebtes Ziel für Touristen. All diese Sehenswürdigkeiten sind nun einmal auch genau das: sehenswert. Aber es muss doch auch Ziele abseits der ausgetretenen Pfade der Touristen geben, oder?

London gehört zu den Städten, in denen ich mich zuhause fühle. Genauergesagt: The City of Westminster ist eine dieser Städte. Um noch genauer zu sein: Paddington und Marylebone. Das alles habe ich einem Zufall zu verdanken, eine Freundin und ich haben nach einem günstigen Hotel gesucht und das günstigste Hotel war in Paddington, nicht weit entfernt von der Tube Station mit demselben Namen. Seither habe ich in diesem Hotel eigentlich jeden meiner Londonurlaube verbracht.

Mews in Paddington und Aussicht von meinem Hotelfenster

Und Paddington ist ein guter Ausgangspunkt für Londontouristen. Aber wo genau finde ich ein Hotel in der Gegend? Ehrlich gesagt, Paddington ist voll von Hotels, aber ein schöner Ausgangspunkt sind Praed Street und Sussex Gardens. Ich liebe Sussex Gardens, eine idyllische Straße gesäumt von den typischen Londoner "terraced houses", die größtenteils als Hotels dienen. An der Praed Street liegt das Hilton, aber eigentlich stolpert man in der gesamten Gegend alle zwei Meter über ein Hotel.



Wie ich bereits sagte, fühle ich mich auch in Marylebone sehr wohl. Die Baker Street z.B. liegt in Marylebone, Regent's Park und Madam Tussaud's sind weitere Anhaltspunkte. Und wo wir vom Regent's Park sprechen; am nördlichen Rand des Parks fließt der Regent's Canal, der sich von Paddingtonentlang dem Zoo über Kentish Town und Camden bis hin nach Limehouse und zur Themse erstreckt. In einem etwas verwinkelten Teil des Kanals kurz nach dem Zoo, etwas vor Camden, wenn man von Paddington aus kommt, versteckt sich Little Venice im Stadtteil Maida Vale. Es ranken sich viele Geschichten darum, wer diese kleine Ecke des Kanals benannt hat. Manche Leute behaupten, es wäre der Dichter Robert Browning gewesen, der eine Zeit lang hier lebte, andere sagen schon Lord Byron hätte diesen Teil des Kanals so genannt. Im Endeffekt ist es auch egal, wichtiger ist die Frage, warum man diesen Teil des Kanals so genannt hat: und zwar weil sich hier die Anlegestellen vieler bunter Hausboote befinden, die den Kanal säumen.

Selbst das chinesische Restaurant Feng Shang Princess, das hier gelegen ist, scheint zumindest teilweise auf dem Wasser zu schwimmen. Little Venice ist definitiv einen Spaziergang wert und bei schönen Wetter ist es durchaus lohnenswert, bis nach Camden hinauf zum Camden Lock den Kanal entlang zu schlendern.

Ein weiterer Ort, der einen Besuch wert ist und nicht all zu weit abseits der üblichen Touristenattraktionen gelegen ist, ist Neal's Yard im Stadtteil Covent Garden. Neal's Yard ist ein kleiner kunterbunter Innenhof, gelegen an einem Durchgang zwischen Short Gardens und Monmouth Street, in dem ein Café, Friseur, ein Walk-in Backrub und nicht zuletzt auch Neal's Yard Remedies beheimatet sind. Der Hof an sich ist schon einen Besuch wert, aber ich selbst bin auch ein großer Fan der Kosmetik von Neal's Yard Remedies. Und ich sitze gerne mit einem Kaffee in dem kleinen Hof und gucke mir die unterschiedlichen Menschen und ihre Reaktionen auf den ungewöhnlichen, fast schon hippiehaften Hof an.

Eingang zum Neal's Yard


Zu Covent Garden fällt mir ein, eine meine Lieblingspizzerien ist im Jubilee Market gelegen, auch wenn sie von außen nicht nach viel aussieht, so ist die Pizza und Pasta dort vorzüglich und die Bedienung immer super freundlich und italienisch-lebendig. Der Name der Pizzeria ist "Prima Sapori d'Italia".
Vor der Saint Paul's Church am Covent Garden spielt auch eine der Szenen aus einem meiner Lieblingsbücher "Die Flüsse von London" von Ben Aaronovitch. Dessen Bücher eignen sich auch als Reiseführer zu unbekannteren Teilen Londons. Dies nur als kleiner Hinweis am Rande.

Von dort aus ist es nur ein Katzensprung zum The Strand, den man von Covent Garden aus in Richtung Osten entlang wandern kann. Hierbei stößt man auf eine Kirche auf einer Verkehrsinsel, geht vorbei an den Royal Courts of Justice, dem Temple Bar Monument (wo man offiziell von der City of London in die City of Westminster eintritt) und dabei auch dem Stammhaus von Twinings (ja, der Tee).

Temple Bar Monument und Royal Courts of Justice

Auch so manchen alten Pub kann man hier finden, wie z.B. das "Ye Olde Cock Tavern", vor dessen Hintertür eine australische Bardame in den 1980ern einen körperlosen Kopf fand. Angeblich handelte es sich bei dem Kopf um keinen geringeren als den des Dichters und Dramaturgen Oliver Goldsmith, dessen Grab sich ganz in der Nähe befindet. Aber halt, der liegt schon an der Fleet Street. Und wen findet man sonst noch in der Fleet Street, zumindest der Legende nach? Richtig, Sweeney Todd, den mörderischen Barbier. Wenn ihr an Temple Bar vobei seid, ist auf der nördlichen Straßenseite der Bell Yard. Hier hatte Mrs. Lovett ihren gefeierten Pastetenladen und Sweeney Todds Friseursalon befindet sich nur wenige Meter weiter entlang der Fleet Street hinter der Nummer 185 im Hen and Chickens Court. Ein wenig ironisch scheint die Kirche, die zwischen beiden Läden liegt, bedenkt man dass Mr. Todd Mrs. Lovett mit frischem Fleisch belieferte. Die Legende von Sweeney Todd ist fiktiv, aber trotzdem lässt einem die Vorstellung eine wohlige Gänsehaut den Rücken herunter laufen.

Einige sehenswerte Gebäude und Gärten finden sich auch hier ganz in der Nähe; wenn ihr aus Richtung Twinings kommt, dann geht am Besten am Tesco Express und am Fleet Street Press vorbei und direkt neben dem Fleet Street Press findet ihr den Eingang zum Inner Temple. Dort geht ihr einfach in die Middle Temple Lane und diese dann entlang bis zum Pump Court, einem schönen Innenhof.

Blick von den Klostergängen in den Pump Court

Eben dieser Innenhof ist am 26.1.1679 komplett abgebrannt, weil die Themse überfroren war und so die Wasserpumpen nicht genügend Löschwasser zubringen konnten. 1686 wurden die Gebäude rund um den Hof neu gebaut und um an die Tragödie zu erinnern, wurde mit der Sonnenuhr an der Wand die Inschrift "Shadows we are and Like shadows we shall depart" angebracht. Wenn ihr weiter den Hof entlang zur anderen Seite geht, findet ihr euch in den Klostergängen wieder, von dort aus haltet euch links und ihr kommt zur Temple Church, die 1185 von den Tempelrittern erbaut wurde. In der Kirche könnt ihr steinerne Effigien der Tempelritter sehen, die Kirche kam unter anderem in dem Buch (und Film) "Das Sakrileg/DaVinci-Code" vor.

Temple Church, bekannt aus dem Film "Das Sakrileg"

Wenn ihr an der Kirche vorbei zum King's Bench Walk geht, biegt ihr hier am besten nach rechts ab und lauft zur Crown Office Row. Hier biegt ihr nach rechts in die Straße ab. Zu eurer Linken seht ihr die Temple Gardens, ihr befindet euch jetzt im Inner Temple. Wenn ihr dem Weg weiter folgt trefft ihr wieder auf die Middle Temple Lane und könnt nach links abbiegen, die euch zum Victoria Embankment führt. Ihr könnt aber auch weiter durch die WBlogger is a free blog-publishing tool from Google for easily sharing your thoughts with the world. Blogger makes it simple to post text, photos and video onto your personal or team blog.ege im Inner Temple stromern und euch die vielen schönen Gebäude und Gartenanlagen ansehen. 

Wenn man schon mal am Victoria Embankment ist, kann man aber auch bis zur Blackfriars Bridge vorgehen, diese überqueren und am Doggetts nach der kleinen Treppe suchen, die hinab zur Themse führt. Ja, richtig, hier kann man hinab zum Themsufer steigen, wieder ein gutes Stück in Richtung London Eye zurückwandern und sich die Zehen vom Themswasser benetzen lassen. Auch wenn letzteres aufgrund der fraglichen Sauberkeit der Themse vielleicht nicht empfehlenswert ist. Aber gerade an einem sonnigen Abend ist das Panorama dort am Wasser wunderschön. 

Das Themsufer und meine Fußspuren im Sand der Themse

Ansonsten kann ich auch die Italienischen Terrassen in den Kensington Gardens empfehlen, von dort kann man sich auch gut auf eine morgendliche Joggingtour durch Kensington Gardens und Hyde Park begeben. Auch die Peter Pan Statue in den Kensington Gardens hat es mir angetan. 

 Pan und ich, morgens um sechs


Eingang zu den Kensington Gardens und die Italienische Terasse

Oh, und wenn ihr wirklich gut indisch essen gehen wollt, dann lohnt es sich, das Restaurant Gopal's of Soho aufzusuchen (12 Bateman Street). Wer Starbucks für seine Kirche hält und schon immer mal einen Starbucks in einer Kirche besuchen wollte, der ist im Starbucks nahe der Tube Station Cannon Street (38 Walbrook) genau richtig.


St. Starbucks?

Von hier aus geht ihr vielleicht auch gleich weiter zur Queen Victoria Street, diese in Richtung Watling Street (also in Richtung St. Pauls) und genau gegenüber der Einmündung der Watling Street in die Queen Victoria Street findet ihr das Fundament des römischen Mithras Tempels. Von hier aus könnt ihr auch die Watling Street in Richtung Bow Lane entlang gehen, wo sich die belebtesten engen Gassen der Stadt befinden, zumindest zur Mittagszeit, denn in dieser kleinen Gasse befinden sich Restaurants und auch Willamson's Tavern, die auf dem Grund und Boden steht, wo sich seinerzeit die Residenz von Sir John Oldcastle befand, dem Mann, der Shakespeare zu seinem Charakter Falstaff inspirierte. Am Ende der Bow Lane findet ihr auch die Kirche St Mary le Bow. Diese Kirche ist insofern relevant, dass man, um ein wahrer Cockney zu sein, innerhalb des Klanges der Glocken dieser Kirche geboren sein muss. 
In der City, direkt am Fuße des Lloyd Buildings, befindet sich auch Leadenhall Market, ein harscher nostalgischer Kontrast zu all den modernen Glas-und Metallfassaden ringsum. 

Leadenhall

Aber jeder hat seine eigenen Interessen und findet andere Dinge schön, deswegen sollen dies hier nur ein paar Anhaltspunkte sein, mithilfe derer ihr ein wenig abseits der Hauptattraktionen unterwegs sein könnt.

Hektik in der Tube Station Tottenham Court Road

Aber eines der schönsten und überraschendsten Dinge, die man in einer Stadt wie London tun kann, ist verloren zu gehen. Sich zu verlaufen. So stolpert man über die schönsten Ecken, die man mit Reiseführern nie entdeckt hätte. In diesem Sinne: "Get lost" ;) 

Skaterparadies am Southbank

Eine Buchempfehlung, die ich in diesem Zusammenhang aussprechen kann, ist das Buch "London - History & Mystery, 24 walking tours" von Richard Jones. Großartige Touren, die mich und meine beste Freundin auf interessante Wege und durch unheimliche Gassen und Hinterhöfe geführt hat. 



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