Saturday, 12 September 2015

Yoga, Zen und das Leben an sich

Mein Leben dieser Tage ist erstaunlich entspannt. Vor meinem Umzug nach Tampere habe ich mich lange gefragt, wie mein Leben in Berlin wohl wird und ob ich an meiner Lebenseinstellung und der entspannten Herangehensweise an das Leben und seine Herausforderungen festhalten kann. Denn das Leben in Berlin brachte viele Veränderungen mit sich, die jede für sich genommen schon irgendwie aufwühlend hätte sein können; ich bin in eine neue Stadt gezogen, habe einen komplett neuen Job in einem neuen Berufsfeld begonnen und mal eben ca. 5.8 Millionen Miteinwohner dazu gewonnen. Von den unzähligen Touristen mal ganz abgesehen. Außerdem kann ich mir meine Alltagsadressen nicht mehr einfach erlaufen wie in Tampere. Ab und zu hatte ich das Bedürfnis in Panik auszubrechen, wenn ich an die Herausforderungen in meinem neuen Job habe denken müssen oder daran, ob ich jemals in meinem eigenen Feld arbeiten werde. Allerdings habe ich es schnell geschafft, diese Panikzustände abzulegen. Wie? Mit Yoga. 
Ich habe mich schon seit längerem mit Yoga auseinandergesetzt und mag insbesondere Tara Stiles' Herangehensweise, dass jeder sein eigenes Yoga finden muss, also für sich herausfinden muss, was sich gut anfühlt und was nicht, ohne dabei einschneidende Vorschriften zu geben. Rebelyoga nennt sie das. Eine Freundin hat mich jetzt auf eine weitere Yogi hingewiesen, die eine ähnlich freie Einstellung zum Yoga hat und auf ihrem YouTube-Kanal Yogavideos mit viel Charme, Einfühlungsvermögen, Fachwissen aber auch einer Prise Humor präsentiert. Die Rede ist von dem Kanal "Yoga with Adriene". 



Mit meinem Umzug nach Berlin habe ich eine gewisse Struktur, gewisse tägliche Rituale vermisst, die meinem Leben eine Struktur geben. Und dafür habe ich die "30 Days of Yoga"-Videos begonnen zu nutzen. Und mit dem täglichen Yoga kam auch mein Zen zu mir. Ich möchte gern sagen zurück, aber ich habe während dieser Videos eine weitere wichtige Lektion verinnerlicht, die mir bisher nicht bewusst war: so wie der Körper Grenzen hat, die man nicht gezwungen überschreiten sollte, hat man selbst auch psychisch und emotional Grenzen, die man nicht mit einem Mal sprengen sollte, weil man sich sonst dabei eher verletzt als nutzt. Und diese Grenzen sind nichts Negatives, sie sind individuell und erst wenn man sie erkennt, kann man sie sanft überwinden. 
Im Yoga findet man so durch Übung und Atmung in eine neue Pose, im Leben in neue Erfahrungen und Aufgaben. Was ich sagen will ist, dass man in einem neuen Job, einer neuen Arbeitsaufgabe oder einem neuen Hobby nicht von Anfang an perfekt sein kann. Niemand stellt diesen Anspruch an dich, deswegen solltest du auch nicht selbst von dir Perfektion ab Tag 1 verlangen. Natürlich solltest du das, was du kannst, so gut tun, wie du es kannst, aber gib dir etwas Zeit und Ruhe, Neues zu lernen und neue Erfahrungen zu verarbeiten. Mir hat diese Einsicht sehr weitergeholfen, weil ich damit nicht nur Angst vor dem ersten Arbeitstag oder Versagen lindern, sondern auch vorbeugen konnte. 
Gleichzeitig tut es tatsächlich gut, sich auch mal die Zeit zu nehmen, tief durchzuatmen und etwas für sich selbst zu tun, auch wenn es nur für 15 bis 30 Minuten ist. Man kann in sich hineinhören und feststellen, wo der Körper verspannt ist, wo man dehnen sollte und wie sehr man dehnen sollte. Ich habe bisher immer als erstes an Yoga und Stretching gespart, wenn mein Alltag hektischer wurde, aber je länger ich das mache, desto mehr stelle ich fest, dass einen das tägliche Einchecken mit sich selbst in der Bewältigung des Alltags unterstützt. 

Tara Stiles - Sharespiration

Deswegen probier doch ruhig einmal aus, dich täglich ein paar Minuten mit dir selbst zu beschäftigen. Yoga ist super, weil man auch gleichzeitig etwas für seinen Körper tut, aber auch Blumen gießen, Gartenarbeit oder z.B. Bügeln können eine Gelegenheit darstellen, sich selbst besser kennenzulernen. Und sich Zeit für sich selbst zu nehmen, ist kein Egoismus, denn je mehr man weiß, was in einem selbst vorgeht, desto besser, geduldiger und offener kann man mit anderen umgehen. Namaste. 

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