Papa Roach haben am 23.6. ihren ersten Clubgig in Finnland seit 2002 in Helsinkis "The Circus" gespielt und wurden mit Begeisterung empfangen. Vor dem eigentlichen Gig gaben Jacoby Shaddix (Gesang) und Tony Palermo (Schlagzeug) ein kurzes Interview in dem sie sich selbst den persönlicheren Fragen stellten.
Jacoby freut sich schon eingangs, dass sie wieder in Helsinki sein dürfen und vor allem dass sie diesmal genug Zeit hatten, die Stadt zu erkunden, weil sie sonst zwischen Flughafen, Soundcheck und dem eigentlichen Gig nie die Zeit dazu hatten. Hektik war sowieso das Thema ihres Frühjahrs und sowohl Jacoby als auch Tony gestanden, dass sie trotz der überragenden Festivalseason froh seien, dass sie nur noch ein paar Gigs vor sich haben, ehe sie etwas Urlaub machen und ihre Familien sehen können.
Jacoby und Tobin in Action
Wie sieht so ein Urlaub aus, haben die Bandmitglieder während dieser Auszeiten viel miteinander zu tun? Jacoby findet ein gutes Beispiel dafür; "Das ist wie mit den Kakerlaken, du machst das Küchenlicht an und sie zerstreuen sich in alle Richtungen. Nach dem letzten Gig einer Tour bin ich meist nur, sind wir meist nur: 'Peace, I'm out!' Und dann hören wir wochenlang nichts voneinander. Vielleicht mal ne Email, aber mehr nicht." Tony ergänzte, dass sie so viel Zeit auf so engem Raum miteinander verbringen, dass das auch nur gesund wäre.
Das neue Album F.E.A.R. ist in Las Vegas entstanden, dem Schauplatz der weniger glorreichen Taten Jacobys. War es schwer, dorthin zurückzukehren und ein Album aufzunehmen?
Jacoby überlegt einen Moment, ehe er antwortet. Es sei schon schwer gewesen, aber er hätte sich für den Schreibprozess sowieso in seinem Hotelzimmer eingeigelt und Inspiration daraus gezogen, was er in der Stadt zuvor erlebt hat. "Im Endeffekt war es der beste Ort, um dieses Album zu schreiben." Wie immer hat er viele emotionale Themen behandelt, aber diesmal unterscheidet sich das Album von seinen Vorgängern in Cobys Augen durch die Hoffnung, die durch die depressiven Themen durchscheint.
Coby und Tony im Interview
Sind sie denn heutzutage noch nervös, wie die Fans neue Alben aufnehmen?
"Anfangs waren wir das, ja. Aber heute sind wir selbst so überzeugt davon, dass wir stolz sagen 'Hört euch das an, das ist großartig!'" Tony ergänzt: "Ja, meist sagen wir direkt 'I love it!'"
Jacoby ist dieser Tage clean und trocken und es wird gesagt, das Angsteinflößendste, was man tun kann, ist das erste Mal nüchtern auf der Bühne zu stehen. Stimmt das denn?
Auch hier gibt sich Jacoby selbstbewusst. "Nein, Überhaupt nicht. Ich liebe es auf der Bühne zu stehen. Es ist, was ich machen muss, ich bin dafür geboren." Tony hat eine andere Herangehensweise: "Nüchtern? Kenn ich nicht."
Kurzer Videoclip vom Interview
Als nach weiteren Fragen gefragt wird, nutzt Jacoby die Gelegenheit, Tony zu fragen, wie lang dessen Penis ist und behauptet Tony sei behangen wie ein Pferd, und dabei wäre doch sein Künstlername Coby Dick. Tony lächelt nur wissend, worauf Jacoby meint, sie hätten jetzt das wichtigste Thema behandelt und könnten das Interview beenden. Und zurück ging es durch den Regen zurück zum Soundcheck.
Der Club ist ein typischer Nachtklub mit mehreren Bars. Die eine mit Spiegeln hinterlegt, die andere mit rotem Licht hinterleuchtet. Es gibt viel Platz für die Zuschauer und sogar einen U18 Bereich. Vor der Tür warten schon einige Teenager auf den nächsten Gig, am 24.6. spielen All Time Low in der Location. Das Publikum ist sehr gemischt, es sind alle Altersklassen vertreten, aber etwas fällt auf. Schwarz ist als Farbe sehr stark vertreten, ich steche mit meinem pinken Hoodie sehr aus der Masse hervor und frage mich, ob ich das Memo nicht bekommen habe. Also geht der Hoodie auch an die Garderobe. Das Schuhwerk spaltet sich in zwei Lager: Converse vs. Combatstiefel.
Als Vorband spielt die finnische Band 'Red Eleven', die beim ersten Hören nach 08/15-Hardrock klingt. Dieselben Riffs und Melodien, die man von etlichen anderen Bandunterfangen kennt. Und auch live gibt es keine großen Überraschungen. Außer vielleicht negative. Die Gesangsharmonien zwischen Background- und Leadgesang sind schief, der Sänger hat nicht das nötige Charisma, um das Interesse des Publikums zu fangen, geschweige denn zu halten. Er ist nicht schlecht genug, um negativ aufzufallen, aber auch nicht gut genug, als dass es Aufmerksamkeit erwecken würde. Der Leadgitarrist sollte dringend lernen, seine Zunge im Mund zu behalten, die er im Minutentakt wild in der Luft herum wedelt. Die Band interagiert nicht miteinander, sondern jeder spielt stur sein Instrument. Wenn man einen Moment auf die Lyrics hört, erwarten einen auch hier keine Überraschungen. Alte und mittlerweile überholte Klischeephrasen soweit die Ohren hören. Verhaltenes Klatschen verabschiedete die Band von der Bühne.
Papa Roach hingegen wurden mit Begeisterung erwartet und sobald Jacoby die ersten Zeilen sang und das Publikum zum Hüpfen aufforderte, war die Stimmung an der Decke und es öffnete sich die Moshpit. Direkt vor mir. Das Set von 80min besteht aus einer überraschenden Mischung aus alten, neuen und uralten Songs und die Band spielt zu Gunsten der älteren Fanfavourites überraschend wenig Songs vom neuen Album. F.E.A.R., Gravity, Warriors waren natürlich dabei, auch die Singles Kick In The Teeth, Forever Lifeline, To Be Loved, Scars,Between Angels and Insects, Time Is Running Out und vor allem Getting Away With Murder und Last Resort waren zu erwarten. Überraschend dagegen waren Bloodbrothers und Broken Home. Völlig unerwartet war Tightrope, der Hidden Track des Albums Infest.
Ein kurzer Eindruck der Stimmung auf dem Konzert
Coby suchte Mal um Mal den Kontakt zum Publikum, interagierte viel mit der ersten Reihe und mit einem Mal war er verschwunden.... Und tauchte direkt neben mir im hinteren Teil des Zuschauerbereichs wieder auf. Die Fans verhielten sich erstaunlich ruhig, waren nur etwas verwirrt, wohin sie gucken sollten, als Jacoby sich auf ein Geländer stellte und von dort aus Warriors begann, während die Band aber noch immer vorne auf der Bühne spielte.
Jacoby setzte während des Songs seine Runde durch das Publikum fort und kam dann gegen Ende des Songs wieder auf der Bühne an. Das Publikum nahm jeden neuen Song mit Begeisterung entgegen und auch die älteren Songs wurden mit derselben Begeisterung mitgegröhlt. Bei Tight Rope war man etwas verwirrt, aber auch da fanden sich Hardcore Fans, die mitsingen konnten.
Coby's Crowdsurfing Adventure
Jacoby setzte während des Songs seine Runde durch das Publikum fort und kam dann gegen Ende des Songs wieder auf der Bühne an. Das Publikum nahm jeden neuen Song mit Begeisterung entgegen und auch die älteren Songs wurden mit derselben Begeisterung mitgegröhlt. Bei Tight Rope war man etwas verwirrt, aber auch da fanden sich Hardcore Fans, die mitsingen konnten.
Broken Home wurde von einem Rapsolo von Jacoby eingeleitet, dass zwar auch jedem bekannt war, wenn auch nicht aus Papa Roachs Diskographie: Lose Yourself von Eminem.
Überraschungen wie diese machen Papa Roach Gigs zu einem Erlebnis, das seinesgleichen sucht. In diesem Sinne ¡Viva la Cucaracha!
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