Meine Jugend beginnt mich wieder einzuholen. Geboren in den 80ern habe ich weite Teile meiner Modevergehen in den 90er Jahren begehen dürfen, wo sie in mitten der sonst so irren Mode kaum auffielen. Doch jetzt beginnen mich die 90er mehr und mehr wieder einzuholen. Ich wusste ja, dass es in der Mode heißt, alles kommt wieder, doch ich hatte lange gehofft, dass diese traumatische Zeit, in die unter anderem die Hochzeit der Love-Parade hhier in Berlin fiel, dabei außen vor bliebe. Doch ich lag falsch. Oh, wie falsch ich damit lag.
Die 90er sind wieder da und das mit Verstärkung. Denn sie bringen ein weiteres Kindheitstrauma meinerseits mit sich: die Birkenstock-Sandale (bitte stellt euch an dieser Stelle dramatische Musik a la "Der Weiße Hai" oder "Psycho" vor). Birkenstocks waren in meiner Kindheit der Lieblingsschuh meiner Mutter, denn "die haben ein Fußbett", und das war ihrer Meinung nach gut für meine wachsenden Füße. Also hatte ich Birkenstock-Sandalen als Hausschuhe und Birkenstock-Sandaletten als Sommersandalen und den Spott meiner Mitschüler sicher.
Irgendwann verschwanden die Birkenstocks aus den meisten Regalen der Schuhgeschäfte und wurden zu Schuhen für Arzthelfer/innen und andere Gewerbe, die viel auf den Füßen unterwegs sind. Und dann der Super-Gau: Heidi Klum designte eine Kollektion (oder mehrere) für Birkenstock. Ich war geschockt. Vor allem über den Preis. Nur weil ein Supermodel da Strasssteinchen draufklebt soll man also fast 100e für die Schuhe hinblättern? Entsetzen war gar kein Ausdruck. Danach wurde es - in meiner Welt - still um die Birkenstock-Sandale. Ich verlor sie aus den Augen. Vielleicht verdrängte ich sie auch aktiv. So genau weiß ich das nicht.
Und dann tauchten sie mit einem Mal in der Hipster-Szene wieder auf. Die unsterbliche Birkenstock-Sandale eroberte aus der Hipster-Szene heraus die Modewelt und diesmal viel umfassender als je zuvor, da es sie heute in etlichen Formen und Farben gibt. Als ich das erste Mal eine Birkenstock-Sandale in der InStyle sah, hielt ich es für einen Scherz. Oder vielleicht hat das Model versehentlich seine Schuhe anbehalten und niemand hat das auf dem Photoshoot gemerkt (die Hoffnung stirbt zuletzt). Doch mit einem Mal zogen sich die Jesuslatschen, die Hippietreter durch die Modezeitschriften und -blogs. Ich versuchte sie zu ignorieren, was aufgrund ihrer Allgegenwärtigkeit unmöglich war. Dann wurde ich wütend und versteckte in Schuhgeschäften ab und zu die Ausstellstücke. Dann versuchte ich mit den Modegöttern zu handeln, dass ich selbst Batikshirts tragen würde, wenn sie denn nur den Birkenstocktrend so schnell irgendst möglich eingehen ließen. Es folgte die Depression, als ich merkte, dass nun sowohl Birkenstocks als auch Batikshirts mehr und mehr in den Läden auftauchten. Und dann heute: Akzeptanz. Die Fünf Phasen meines Birkenstocktraumas.
Guten Tag, mein Name ist Kitty und ich trage Birkenstocks
Zur Feier der finalen Phase habe ich mir mein eigenes Paar besorgt, das - zugegeben - so weit vom Original entfernt ist wie möglich ohne den Anschluss an den Trend zu verlieren. Und was soll ich sagen, das Fußbett ist wirklich gut für meine angestrengten Füße...
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